Der kleine Tierfreund:
Wir sammeln Hundekot
Wenn der eisige Frost wieder übers Land zieht, können wir
Tierfreunde einem ganz besonderen winterlichen Steckenpferd frönen:
dem Sammeln von Hundedreck. Bequem lassen sich die hartgefrorenen
Würste vom Untergrund des Bürgersteigs trennen und in einer
eigens mitgeführten Tragetasche deponieren. Ja, und wenn wir mal
keine Tasche dabei haben, liebe Zuhörer, so kann man die Exkremente
auch schon mal in die Manteltasche stopfen. Dann heißt es aber:
sich sputen, bevor der Kamerad in der schwülen Wärme unseres
Mantels anfängt aufzutauen und eine unauflösliche Ehe mit dem
Viskosefutter eingeht.
Nun, was wollen wir mit dem Hundedreck? Wir wollen uns an den langen
Winterabenden ein wenig der Forschung widmen. Der Exkrementenkunde
verdanken wir Tierfreunde zahlreiche Nachweise über das Leben der
heimischen Singvögel und seltenen Kleinsäuger. Nicht wir selbst
müssen uns mehr dem mühseligen Unterfangen der Tierbeobachtung
hingeben, sondern können den vierbeinigen Freund des Menschen als
unseren langen Arm durch Vorgärten und Parkanlagen streifen lassen.
Voller Geheimnisse lagert die Hundewurst auf der Brotmaschine. Scheibe
für Scheibe erzählt sie uns aber schon bald ihre Geschichte.
Ach, was gibt es da alles zu entdecken: einen Rattenunterkiefer, das
Winterkleid der Kohlmeise, das zierliche Gestänge des Eichkaters und
immer wieder jede Menge Katzenersatzteile - alles Nebeneinkünfte,
die vom Hunde gern dem Herrn verschwiegen werden. Trotz landesweiter
Verbreitung des Hundemüslis haben die rauhen Gesellen noch immer
großen Appetit auf Wildbret, wie uns ein kurzer Blick in den
Kothaufen beweist.
Besonders die tiefschwarzen Exkremente bergen manchen Schatz, sind sie
doch Ausdruck der schwarzen Seele ihres Produzenten. So merkte ich eines
Tages doch auf, als ich in der Hinterlassenschaft eines mir
persönlich bekannten Dobermanns eine Herrenarmbanduhr vorfand. Der
Fund eines Herzschrittmachers im Stuhl des selben Hundes am Tage drauf
ließ in mir den Verdacht keimen, daß die Gesundheit des
Herrchens wohl schon angegriffener war, als sie uns Nachbarn jahrelang
erschien.
Wir sehen, liebe Tierfreunde, wie viel Entdeckerfreude gerade
das Unscheinbare dem Wißbegierigen schenkt!
proppi