Meine Südsee-Reise im Januar 2005

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Fidschi: Barfoot Island

   
Die ansonsten recht hügelige Insel hat im Norden eine lange, flache Landzunge mit hervorragenden Sandstränden auf beiden Seiten. Hier hatte der Reiseveranstalter ein kleines Dorf aufgebaut: eine Reihe von Bambushütten (diese werden in Fidschi "Bure" genannt) dicht am westlichen Ufer für die Gäste, in der Mitte ein großes Hauptgebäude und im Norden einige weitere Hütten für das Personal. Diese gaben nicht nur der Schiffsbesatzung Unterkunft, sondern auch einigen Frauen und (vermutlich wegen der Sommerferien) Kindern. Außerdem gab es noch zwei Waschbecken unter freiem Himmel sowie mehrere einfache Duschkabinen und Toiletten. Nördlich des "Dorfes" versperrten ein paar hohe Felsen den Weg, aber man konnte am westlichen Ufer entlang bequem die Spitze der Landzunge erreichen, denn hier gab es das meiner Meinung nach beste Schnorchelrevier.

   
Alles war für ruheliebende Menschen zugeschnitten, es gab keinen Diesel und demzufolge auch keinen Strom. Wir bekamen große, mit Akkus betriebene Handlampen zugeteilt, im Hauptgebäude wurden abends immer Gaslaternen entzündet. Immerhin hing im Hauptgebäude ein Funkgerät, das von einer Solaranlange mit Strom versorgt wurde, und es gab fließendes Wasser. Auf der nächsten Anhöhe hatte man eine Art großes Dach aus Wellblech aufgebaut, mit dem Regenwasser aufgefangen und in mehreren großen Tanks gespeichert wurde. Der Höhenunterschied zwischen den Tanks und dem Dorf sorgte für den nötigen Wasserdruck. Bei den beiden Waschbecken stand ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen im Drawaqa Dorf. Trinkwasservorräte auf der Insel sind begrenzt. Bitte benutze das Wasser mit Vernunft. Danke." Nun, das sollte aber nicht unsere Sorge sein, es war ja Regenzeit. In der Trockenzeit, wenn manchmal bis zu fünfzig Personen die Segelsafari gebucht hatten, mochte das Schild jedoch durchaus seine Berechtigung haben. Das Händewaschen gestaltete sich etwas unbequem, weil man den selbst schließenden Hahn immer mit einer Hand geöffnet halten musste.

Mit der Handlampe versehen, wurden wir auf unsere Bures verteilt. Jede Bure hatte eine Nummer und einen Namen. Meine Bure hieß "Nagiricala", was "falsche Nummer gewählt" bedeutet. Die anderen Hütten hatten allerdings ernsthaftere Namen. In jeder Bure standen zwei Betten mit Moskitonetzen. Durch die Tür hatte man direkt das lockende Wasser vor Augen.

   
   
Bis zum Abendessen war noch Zeit, also erkundete ich erst mal die Gegend. Es war gut, dass ich allein ging, denn so bekam ich einige Tiere vor die Kamera, die ich später in Begleitung der anderen Gäste nicht mehr sehen konnte: große Krebse, die beim Näherkommen in ihren Erdlöchern verschwanden, kleine Eidechsen und knallbunte Vögel. Sie hatten grüne Körper mit blaugrüner Brust und rote Schwänze, die Köpfe waren bei einigen blaugrün, bei den anderen rot gefärbt. Ich stieg die Anhöhe hinauf bis zu der Wasserversorgung, dahinter entdeckte ich eine hohe Steilküste, von der aus man eine wunderbare Aussicht hatte: auf die Nachbarinseln, auf das Riff weit draußen, an dem sich die Wellen brachen, und auf die "Spirit of the Pacific", die vor unserem Dorf ankerte. Dann kehrte ich wieder um, denn das Abendessen rückte näher.

   
Unten beim Hauptgebäude warteten auch schon die anderen. Vor dem Essen sollte jedoch noch eine Kava-Zeremonie veranstaltet werden. Doch erst einmal gab es noch etwas zu sehen: mit dem Beginn der Dämmerung erschienen auf einmal Flughunde am Himmel. Sie hatten ihre Schlafplätze verlassen und zogen über und hinweg auf Nahrungssuche. Flughunde sind viel größer als Fledermäuse, können im Dunkeln gut sehen und ernähren sich von Früchten und anderen Pflanzenteilen.

Nun begann die Kava-Zeremonie. Es war schon ziemlich dunkel, aber wegen der Feierlichkeit war Fotografieren sowieso verboten. Die Schiffsbesatzung hatte sich in Baströcke gewickelt und im Halbkreis um eine Kava-Schale gesetzt. Eine echte Kava-Zeremonie ist reine Männersache und wird auch nur für die zwei hochrangigsten Personen durchgeführt. Diese sollten Andrew und ich sein: Andrew als unser Häuptling und ich als sein Sprecher, denn das Sprechen war unter der Würde eines Häuptlings. Wir beide nahmen also vor der Kava-Schale Platz. An ihr hing eine mit Muscheln verzierte Kette, die an einer großen Muschel endete. Die Kette wurde nun in Andrew's Richtung ausgestreckt und die große Muschel als Zeichen der Ehrerbietung dicht vor ihn gelegt. Die Männer begannen, kreisförmige Bewegungen mit ihren rechten Armen zu machen, als ob sie mit riesige Löffeln etwas umrühren würden, und in die Hände zu klatschen. Dazu rief einer von ihnen einen langen Satz, der auf "mu" endete, und alle anderen fielen ein: "mu!". Dann bekam Andrew die mit Kava gefüllte halbe Cocosnuss gereicht, er klatschte in die Hände, leerte die Schale (als Häuptling durfte er nicht "bula" sagen), gab sie zurück und klatschte dreimal in die Hände, was alle anderen ebenfalls taten. Dann war ich an der Reihe und wiederholte die Prozedur, natürlich mit einem lauten "bula!". Damit war der feierliche Teil abgeschlossen. Jetzt bekamen auch alle anderen Kava, und dabei durfte nun auch fotografiert werden.

Daran schloss sich das Abendessen an. Während wir das aufgebaute Buffet leer machten, saßen die Männer daneben und sangen. Zwar nicht ganz so professionell wie die Kavaholic Band in Nadi, aber ebenso schön und mehrstimmig. Zwei Männer spielten Gitarre und einer Ukulele, und ihr Repertoire schien endlos zu sein. Südsee-Stimmung pur! Anschließend saßen wir noch zusammen, tranken weiter Kava und unterhielten uns. Vor allem über Kava: Anpflanzung, Ernte, Herstellung und Wirkung. Besonders als Schlafmittel wurde Kava angepriesen. Alkohol sei schlecht, so wurden wir belehrt, er macht aggressiv, aber Kava beruhigt, man schläft gut, ist am nächsten Morgen erfrischt und hat keinen Kater.


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