Grillparty
Im Hotel schaue ich bei meinen Nachbarn vorbei. Es sind Deutsche, die draußen eine
Satellitenschüssel angeschraubt haben. Das interessiert mich, denn ich habe ja meinen
SAT-Empfänger mitgenommen, aber ich weiß auch, dass Finnland schon im Randbereich
des ASTRA-Satelliten liegt. Meine Nachbarn sagen jedoch, der Empfang sei völlig
unproblematisch, man könne auch kleinere als ihr 90er Schüssel benutzen. Wo man
eine Schüssel kaufen kann, wissen sie allerdings auch nicht, sie haben ihre
aus Deutschland mitgebracht.
Den Vormittag verbringe ich mit Einkaufen und außerdem im Café, um die Probleme
mit meinem Server in den Griff zu bekommen. Die Bibliothek ist samstags geschlossen.
In einem relativ großen Geschäft für Elektroartikel entdecke ich eine kleine
Satellitenschüssel. Ich möchte den Preis wissen, aber es stellt sich heraus,
dass man sie nur bekommt, wenn man ein Abonnement abschließt, das wohl ähnlich
wie "Premiere" ist. Kurz entschlossen gehe ich zum Busbahnhof, studiere die
Fahrpläne und fahre zu der nächsten größeren Stadt im Norden namens Pori.
Im Touristenbüro frage ich, wo man eine Satellitenschüssel kaufen kann. In dem
angegebenen Laden verweist man mich auf ein Spezialgeschäft für Antennen, das
am Stadtrand liegt. Ich gehe dorthin, aber es ist bereits geschlossen. Auf
einem Zettel steht, dass man gerade unterwegs ist, um Installationsarbeiten
auszuführen. Ich klemme einen Zettel dazu, auf dem ich geschrieben habe, dass
ich eine Schüssel suche und dass ich um einen Anruf bitte. Dann gehe ich zum
Busbahnhof und fahre zurück nach Rauma. Bei all diesen Wegen erweist sich mein
Navigationsgerät als äußerst zeitsparend, da ich nicht ständig suchen und den
Stadtplan zu Rate ziehen muss.
Am Abend gehe ich zu meinem neuen Chef. Hinter seinem Haus findet
eine Grillparty statt, zu der er mich telefonisch eingeladen hat. So lerne ich
schon mal einige meiner neuen Kollegen kennen. Die meisten sind Deutsche, Finnen
und Franzosen (Areva ist ja ein Zusammenschluss von Siemens mit der französischen
Franatome). Sobald man nicht "unter sich" ist, wird englisch gesprochen.
Mari ist auch da. Sie sagt, dass sie sich sehr über meine E-Mail auf finnisch
gewundert hat. Ich erkläre ihr, dass ich früher oft Finnland bereist habe
und mir Finnisch im Laufe der Zeit mehr oder weniger selbst beigebracht habe.
Die Finnen halten mich bald für einen Exoten und die Deutschen für das achte
Weltwunder, während ich immer wieder versuche zu erklären, warum Finnisch
eigentlich gar nicht so furchtbar schwierig ist, wie man immer glaubt.
Zu Essen gibt es unter anderem deutsche Würste und deutschen Senf. Ich bekomme
bald mit, dass finnische Lebensmittel hier nicht gerade hoch angesehen werden.
In einem nördlichen Stadtteil von Rauma soll es einen Lidl-Markt geben, dem allein
laut ihrer Aussage einige Deutsche ihr Überleben in Finnland zu verdanken haben.
Schade, denn ich mag den milden, sehr würzigen finnischen Senf eigentlich ganz gern.
Mein Chef ist übrigens ein relativ junger Mann, der samt Frau und allem Besitz nach
Rauma übergesiedelt. Das Haus, in dem er wohnt, ist mit einer Satellitenschüssel
ausgestattet. Er beschreibt mir, in welchem Geschäft in Rauma er sie gekauft hat.
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