Der erste Arbeitstag und ein Umzug
Um 7 Uhr bin ich an der Stelle, wo ich mich mit meinem Chef verabredet habe.
Er nimmt mich mit nach Olkiluoto, eine langgestreckte Insel etwa 20 km nördlich
von Rauma. Eine kleine Brücke überquert den schmalen Wasserarm, der die Insel vom
Festland trennt. Noch vor dem Haupttor passieren wir ein Tor in einem Zaun, wo
alle Autos von einer Kamera aufgenommen werden. Weiter dahinter erreichen wir das
Haupttor, wo wir aussteigen. Meine Personalien werden aufgenommen, dann bekomme
ich eine Magnetkarte für Besucher, die drei Tage lang gültig ist. Wir fahren durch
das Haupttor, wo jedes Auto einzeln überprüft wird. An einem kleinen Kreisel
geht links die Straße weiter zu den bereits bestehenden zwei Kernkraftwerken,
und wir fahren rechts zur Baustelle. Vorher kommt aber noch eine Sperre, wo ich
aussteigen und durch eine Drehkreuz gehen muss, das ich mit meiner Magnetkarte
öffne. Dahinter steht ein großes Schild "Fotografieren streng verboten". Ich
steige wieder ins Auto, und nach ein paar hundert Metern erreichen wir die
Baustelle: ein etwa fußballfeldgroßes Gelände mit einem guten Dutzend großer
Kräne und vielen angefangenen Bauwerken. Ringsherum sind zweistöckige Container
aufgestellt. Wir gehen gleich in das erste Gebäude am Platz und in das Zimmer
meines Chefs. Ein Kollege ist diese Woche nicht da, deshalb kann ich erst mal
dessen Platz einnehmen, denn mein Zimmer ist noch nicht fertig.
Zuerst gehen wir zusammen halb um die Baustelle herum zu einem anderen
Containergebäude. Ein sehr netter Franzose ist hier für die Unterbringung
zuständig. Er gibt mir einen Schlüssel für eine Gastwohnung, die Areva
gemietet hat. Dort kann ich erst einmal bleiben. Ein anderer Franzose
stattet mich mit Warnweste, Helm, Handschuhen und Sicherheitsschuhen aus.
Außerdem sitzt unser Computerfachmann in diesem Gebäude, bei dem mein
Chef gleich alles bestellt, was ich in dieser Hinsicht benötige. Es soll
maximal eine Woche dauern, bis ich alles habe.
Als wir zurück kommen, ist es auch bald Zeit für das wöchentliche Montags-Meeting,
wo sich alle Leute aus unserem Gebäude versammeln. Ich werde vorgestellt,
mein Arbeitsgebiet nennt sich "Field Engineering", was im Grunde genommen alles
oder nichts bedeuten kann. Es geht jedenfalls um die technische Betreuung der
Baustelle. Dann berichtet der oberste Leiter dieser Abteilung, was in der letzten
Woche alles geschehen ist.
Mein Chef gibt mir einen Stapel Zeichnungen, die ich mir anschauen soll, vor
allem Bewehrungspläne. Da gibt es eine Menge neues zu lernen, vor allem
viele Abkürzungen und auch die organisatorischen Zusammenhänge mit dem
Auftraggeber, Behörden und Subunternehmern.
Mittagessen gibt es in der Kantine, zu der wir wieder die Baustelle zu einem
Viertel umrunden müssen. Suppe kostet 3,50 Euro, eins der beiden Menüs kostet
5,00 Euro, und wem das nicht schmeckt, der kann für 7,00 Euro noch etwas
anderes bestellen. Die drei Hauptgerichte stehen auf einer Anrichte. Dazu
gibt es noch zwei Salate, Brot, Butter und Getränke. Man darf sich so viel
nehmen, wie man möchte.
Den Rest des Tages blättere ich in den Zeichnungen herum und versuche mühsam,
Zusammenhänge zu begreifen. Gut, dass ich vom Brückenbau her schon mit
komplizierten Plänen zu tun gehabt habe, aber dies hier übertrifft alles.
Um 17 Uhr fahren wir nach Rauma zurück. Ich muss wieder am Drehkreuz aussteigen
und mich mit Hilfe der Magnetkarte "abmelden".
Im Hotel packe ich meine Koffer und sage an der Rezeption, dass ich nun ausziehe.
Ohne Diskussion werden mir drei Nächte berechnet, also weder die erste Nacht, wo
ich nicht erschienen war, noch die kommende Nacht, obwohl ich mich erst jetzt so
spät abmelde. Ich erkläre, dass ich noch auf meine drei Pakete warte. Die Frau
notiert meine Telefonnummer und verspricht, mich anzurufen, wenn die Pakete kommen.
Die Gastwohnung ist ganz in der Nähe, ich schleppe meine Sachen zu Fuß dorthin.
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Die Gastwohnung hat drei Schlafzimmer: zwei liegen nach vorn an der Hauptstraße und
eins, das kleinste, an der Seitenwand. Ich wähle dieses, damit ich nachts möglichst
wenig Lärm habe. Außerdem gibt es eine Küche, ein Wohnzimmer, eine Toilette, eine
Dusche und eine kleine Sauna. Eine richtige Komfortwohnung und komplett ausgestattet:
die Betten sind frisch bezogen, darauf liegen Handtücher. Im Wohnzimmer steht ein
verkabelter Fernseher und im Flur ein Telefon - mit einem WLAN-Modem! Welch ein
Jammer, dass ich meinen Computer noch nicht habe... Der Fernseher zeigt ein paar
finnische Programme und ein französisches Programm - das ist alles. Höchste Zeit,
dass ich an eine Schüssel komme!
Am Abend schaue ich aus dem Fenster: die Sonne geht etwa um 22:15 Uhr unter. Noch
haben wir die nordischen hellen Nächte, aber man merkt schon, wie es jeden Tag
ein bisschen früher dunkel wird.
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