Die Nacht der schwarzen Spitzen
Schneller als erwartet bekommt auch mein Kollege seinen Computer und ebenfalls
zwei Bildschirme. Wir genießen die Neidbekundigungen unserer Kollegen sehr.
Ich rufe bei dem Laden an, der Satellitenschüsseln verkauft. Der Chef sagt, ich
könnte eine Schüssel mit Antenne und Kabel für 75 Euro bekommen. Ich sage, dass
ich mir das überlegen will. Denn der Laden schließt ja schon um 17 Uhr, vielleicht
ist es einfacher, wenn ich eine Schüssel aus Deutschland bestelle. Sie sind dort
viel billiger, was die Portokosten wieder ausgleicht.
Heute kommt endlich der ersehnte Anruf vonm Hotel: meine Pakete sind angekommen!
Nach derf Arbeit fahre ich gleich mit dem Fahrrad dorthin. An der Rezeption wird
mir gesagt, das war ein Missverständnis: nicht die Pakete sind da, sondern die
Papiere, mit denen ich die Pakete von der Post abholen kann! Also schnell zur
Post geradelt, aber die ist schon geschlossen. Ein Schild informiert mich, dass
die Post im Sommer auch samstags geschlossen ist. Frustriert fahre ich zurück ins
Gästehaus. Da steht das WLAN-Modem, und ich muss noch weitere drei Tage warten...
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In der Stadt ist die Hölle los. An der Hauptstraße sind Dutzende von Verkaufsständen
aufgestellt, die Altstadt ist für den Autoverkehr gesperrt. Die "Nacht der schwarzen
Spitzen" ist offensichtlich eine Art Altstadtfest mit viel Musik. Allmählich bekomme
ich mit, dass heute alle Läden erst in der Nacht schließen. Das also hat der Fahrradhändler
gemeint! Schnell hole ich das geliehene Fahrrad und tausche es gegen das ein, das ich
gekauft hatte. Die vordere Handbremsew quietscht fürchterlich, aber ansonsten ist es
tadellos und fährt sich gut, die Gangschaltung ist präzise eingestellt. Ich stelle das
Rad irgendwo ab und erkunde die Altstadt, durch die sich die Massen drängen. Die Sache
kommt mir ziemlich kommerziell vor, es gibt sogar zwei Gruppen von Südamerikanern, die
elektronisch untermalte Panflötenmusik spielen - genau wie in der Fußgängerzone von
Hannover.
Aber an einer Stelle sitzt eine Spitzenklöpplerin auf der Straße und führt diese
alte Handarbeitstechnik vor. Und in zwei Hinterhöfen entdecke ich kleine Bands,
die mit Akkordeon und Gesang finnische Tanzmusik zum besten geben. Das kommt mir viel
echter vor als das, was sich draußen auf der Straße abspielt.
Kaum zu vermeiden, dass ich an einer Ecke des Markplatzes meine Kollegen treffe und
dort eine Weile hängen bleibe, doch dann gehe ich nach Hause. Am nächsten Tag ist das
Fest schon vorbei, die Verkaufsstände sind abgebaut - obwohl das Wochenende jetzt
erst richtig beginnt. Für eine kleine Stadt wie Rauma genügt wohl ein eintägiges Fest.
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