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Der Umzug

Letzte Woche habe ich gesehen, dass ein Kollege immer mit einem Pickup herumfährt. Ich habe ihn gefragt, ob er mir den Wagen für den Umzug ausleiht, und er war sofort bereit.

Wir treffen uns an einer Tankstelle nahe bei meiner Wohnung und fahren erst einmal zur Baustelle, weil mein Kollege heute ein paar Stunden arbeiten möchte. Dann fahre ich allein zurück nach Rauma. Schon nach einigen hundert Meter läuft dieser Fuchs vor mir über die Straße. Ich stoppe sofort, krame meine Kamera aus meinem Rucksack und schaffe es gerade noch, ihn zu fotografieren. Überhaupt soll es viel Wild geben auf Olkiluoto: weil überall Zäune gezogen sind, ist das Gebiet menschenleer. Manche Kollegen haben auch schon Elche gesehen, aber bislang ist es noch niemandem gelungen, ein Tier zu fotografieren.

Nun habe ich ein volles Programm zu erledigen. Ich nehme meinen Kollegen aus der Gastwohnung mit, der mir ein bisschen helfen möchte. Wir fahren erst einmal an den südlichen Stadtrand von Rauma. Dort wohnt eine Familie, die einen Zettel im Supermarkt aufgehängt hatte, dass sie einen Computertisch und einen Schüler-Schreibtisch verkaufen. Ich war gestern mit dem Fahrrad vorbeigekommen und hatte mir die Sachen angeschaut. Zusammen kostet alles 40 Euro. Mein Kollege hilft beim Aufladen, dann bringen wir die Möbel in meine Wohnung.

Nun fahre ich allein (mein Kollege hat etwas anderes zu tun) zu einem alten Bahnhofsgebäude, das in einen riesigen Flohmarkt verwandelt wurde. Auf drei Stockwerken findet man so ziemlich alles an Gebrauchtartikeln und Antiquitäten, was man sich vorstellen kann. Ich war schon vor einer Woche dagewesen und hatte mich umgeschaut. Ich kaufe eine Matratze für 25 Euro und einen Kleiderschrank für 10 Euro, bei dem leider die Fächer fehlen, aber die werde ich mir sicherlich noch beschaffen können. Es dauert eine Weile, bis ich den Schrank in seine Einzelteile zerlegt habe, dann lade ich alles auf. Weiter geht die Fahrt zu einem Möbelhaus, wo ich eine dünne Matratze kaufe (in Finnland ist es üblich, auf die normale Matratze noch ein dünne Über-Matratze zu legen, anderenfalls wäre es mir auch unangenehm gewesen, auf einer gebrauchten Matratze zu schlafen), außerdem einen preiswerten Bürostuhl. Ich will auch eine Bettdecke kaufen, aber ich finde nur sehr breite Exemplare. Also erst mal alles nach Hause schaffen und meine mitgebrachte Bettwäsche ausmessen!

Ich lade nun mein drei Kartons und meine beiden Koffer auf den Pickup, die ich bereits zu größten Teil gestern gepackt hatte. Zum Schluss kommt die Satellitenschüssel oben drauf. Vor meiner neuen Wohnung mache ich ein Foto: das ist nun (abgesehen von den vorhin erstandenen Möbeln) mein ganzer Besitz - jedenfalls das, mit dem ich hier erst mal auskommen muss. Ich bringe alles hinauf und messe einen Bettbezug ab. Jetzt ist gerade noch Zeit, kurz vor Ladenschluss zu dem Möbelgeschäft zu fahren. Es gibt nichts daran zu rütteln: in Finnland bevorzugt man offensichtlich ganz andere Maße als in Deutschland. Während ich hier keine Matratze gefunden habe, die breiter als 80 cm ist, sind umgekehrt finnische Bettdecken breiter und länger als deutsche. Ich kaufe also eine solche und dazu ein Kissen.

Nachdem alles in meiner Wohnung ist, rufe ich meinen Kollegen an, ob er wieder abgeholt werden möchte. So ist es, ich fahre hin, und wir fahren gemeinsam zurück. Mein Angebot wegen Bezingeld lehnt er ab.

Den Rest erledige ich mit dem Fahrrad: ich besorge im Supermarkt noch einen passenden Bezug für meine neue Bettdecke und im Baumarkt ein Kabel, einen Stecker und eine Steckdose. Damit lege ich Strom zum Waschbecken im Badezimmer, um dort meine Munddusche mit der elektrischen Zahnbürste anzuschließen. Ich baue die Möbel zusammen, schiebe sie zurecht, lege die Matratzen in die hintere Nische des Wohnzimmers und beziehe alles. Vorher baue ich natürlich noch meinen Computer auf und schließe das Kabelmodem an. Es funktioniert sofort ohne weitere Installationen und bringt das Internet in angenehmer Geschwindigkeit.