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Anfangzurück Mittwoch, 13. September 2006 weiterEnde

Wir machen Test-Beton

Eigentlich wurden wir ja überrumpelt. Gestern rief ein Kollege an und fragte mich, ob mein Kollege und ich heute etwas wichtiges zu tun hätten oder als Protokollanten zur Verfügung stehen würden. Na klar, Abwechslung ist immer gut! Und dann hieß es, wir müssen eine Stunde früher auf der Baustelle sein...

Es gibt eine kleine Einweisungsrunde. Dann werden wir mit Funksprechgeräten versorgt, ziehen unsere Sicherheitsausrüstung an und gehen zu unserem Einsatzort: eine große Fläche soll betoniert werden, für die etwa 300 m³ Beton benötigt werden. Der Sinn dieser Aktion ist aber weniger, diese Fläche zu betonieren, sondern vor allem zu testen, ob unsere Mischanlage es schafft, kontinuierlich etwa 100 m³ Beton pro Stunde in der erforderlichen Qualität herzustellen.

Rings um diese Fläche stehen vier Betonpumpen. Ich soll mich um die Pumpe Nr. 2 kümmern. Das heißt, ich soll aufschreiben, wann ein Betonmischer mit Beton ankommt, wann er beginnt, die Betonpumpe zu befüllen und wann er wieder wegfährt. Außerdem soll ich die Test-Zentrale informieren, wann der jeweilige Mischer leer sein wird, damit von dort der nächste Mischer zu meiner Pumpe geschickt wird.

Die Test-Zentrale untersucht den angelieferten Beton, indem das so genannte Ausbreitmaß bestimmt wird. Dazu wird Beton in einen Zylinder gefüllt, der auf einer Holzplatte steht. Dann wird der Zylinder hochgehoben, sodass der Beton unten herausfließt und sich kreisförmig auf der Holzplatte ausbreitet. Nachdem der Durchmesser dieses Kreises gemessen wurde, wird die Holzplatte 15 Mal angehoben und fallengelassen. Dadurch breitet der Beton sich noch weiter aus. Auch davon wird Maß genommen. Diese beiden Messwerte sagen aus, ob der Beton nicht zu fest und nicht zu flüssig ist. Da müssen genau festgelegte Grenzen eingehalten werden, sonst wird der Beton gleich weggeschickt und an einer weiter entfernten Stelle abgekippt.

Es dauert ziemlich lange, bis der erste Mischer zu meiner Pumpe kommt. Dann geht es Schlag auf Schlag, aber eigentlich ziemlich reibungslos. Mein größtes Problem ist, dass die Zentrale mich hin und wieder anruft "Pumpe zwei, bitte kommen", und ich fühle mich nicht angesprochen, weil ich "Pumpe drei" verstehe. Die Tonqualität der Geräte ist fürchterlich, und neben mir laufen die Motoren des Mischers und der Pumpe...

Schließlich taucht ein Problem auf, an das wir vorher gar nicht gedacht hatten: wann ist denn Schluss? Die Fläche scheint weitgehend voll zu sein... oder fehlt da doch noch Beton? Soll ich noch eine Fuhre bestellen oder nicht? Wer ist zuständig, wen kann ich fragen? Das Verteilen des Betons und das Messen der Oberfläche ist Sache der Franzosen (während ein deutscher Trupp noch einmal Betonproben entnimmt, das Ausbreitmaß bestimmt und Probewürfel herstellt). Ich frage mich durch, und ein Franzose sagt, wir hätten genug Beton. Aber da kommt doch noch ein Mischer zu meiner Pumpe gefahren. Ich will ihn gerade zurückschicken, da kommt ein anderer Franzose und sagt, der Beton wird doch noch gebraucht. Ich sage dem Pumpenführer Bescheid, der schon einpacken wollte. Er spricht übrigens nur finnisch - das erste Mal, dass ich meine Sprachkenntnisse bei der Arbeit wirklich einsetzen muss. Schließlich ist auch diese Fuhre auf der Fläche verteilt, und nun ist wirklich Schluss.

Damit ist unser Job erledigt. Die Qualitätskontrolle muss nun alles auswerten und die Probewürfel - nachdem sie hart geworden sind - unter einer Presse zerdrücken, um ihre Festigkeit zu prüfen.

300 m³ Beton nur zum Testen... so etwas war mir in 27 Jahren Brückenbau noch nicht untergekommen...!