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Thai-Unterricht

Vor einigen Wochen wurde mir ein Heft durch den Briefschlitz gesteckt, der über das Kursangebot der Volkshochschule informiert. Ich fand einen Finnischkurs für Anfänger, für den ich meinen Kollegen begeistern konnte. Und zu meiner Überraschung fand ich sogar einen Thailändisch-Kurs. Ich hatte schon in Hannover zwei Semester Thailändisch gelernt und wollte nun diese Gelegenheit nutzen, damit meine mageren Kenntnisse nicht völlig einrosten.

Äußerst skeptisch überwies ich die Kursgebühr von 35 Euro, denn wenn die Halbmillionenstadt Hannover gerade mal ein halbes Dutzend Thailändisch-Schüler auf die Beine stellen konnte - wie mag es dann in dem winzigen Rauma aussehen? Vielleicht war ich ja der einzige Schüler, und der Kursus würde gar nicht stattfinden.

Heute ist der erste Unterrichtsabend. Zu meiner Überraschung haben sich sieben Schüler eingefunden: ein paar sind Mitte zwanzig und wollen zum Teil längere Zeit in Thailand verbringen, andere sind etwa in meinem Alter und wollen sich ein paar Grundkenntnisse für Urlaubsreisen aneignen.

Die Lehrerin scheint recht gut finnisch zu können, aber sie traut sich nicht so recht (sie sagt, sie lernt noch) und spricht meistens englisch. Und dieses ist besser, als ich es von den meisten Thailändern kenne. Nebenbei hat sie auch ein bisschen französisch gelernt. Man merkt bald, dass sie viel mit Sprachen zu tun hat. Ich kann sie mehr fragen als meine Lehrerin in Deutschland, und sie kann auch mehr und besser erklären. Meine Lehrerin in Deutschland mochte es nicht, allzu viel gefragt zu werden. Ihr Deutsch war schlecht, sie konnte nicht viel erklären, und sie schien zu meinen, dass es ihrem Ansehen schadet (darin sind Thailänder äußerst empfindlich), wenn sie - besonders als Lehrerin einem Schüler gegenüber - zugeben muss, dass sie etwas nicht weiß oder nicht erklären kann.

Ich merke auch bald, dass das Lerntempo hier viel schneller ist als in Deutschland. Ich gewinne allmählich die Erkenntnis, dass es für Finnlands Spitzenplatz bei der PISA-Studie eine ganz einfach Erklärung gibt: die Finnen sind einfach lernbegieriger und fleißiger als wir Deutschen...