Eingelebt?
Jetzt bin ich schon zwei Monate in Finnland. Das ist neuer Rekord seit ich 1976 zwei Monate lang
in Finnland als Ferienjob auf einem Bauernhof bei der Heu- und Getreideernte mitgeholfen hatte.
Hin und wieder höre ich noch die Frage, ob ich mich denn schon eingelebt hätte. Inzwischen kann
ich wohl sagen: ja!
Meine Wohnung ist akzeptabel eingerichtet, ich weiß über die Busse Bescheid, ich finde ohne
einen Blick in den Stadtplan die kürzesten Strecken, ich kenne die Schleichwege durch mein Wohnviertel,
und ich weiß von den wichtigsten Lebensmitteln, in welchem Supermarkt sie in welchem Regal liegen, ohne
dass ich lange suchen muss. Nur die Nummern für die Obstwaagen kenne ich noch nicht auswendig. In
Finnland muss man sich die Warennummern merken, um sein Obst abzuwiegen, denn die Tasten haben nur
Nummern, aber nicht wie in Deutschland auch Bilder von dem betreffenden Obst.
Mit meiner Wohnung bin ich sehr zufrieden. Nicht nur die Straße ist sehr ruhig, sondern auch
das ganze Haus. Neben mir wohnen Rentnerinnen, die nichts von sich hören lassen. Das ganze Haus
hat etwas von einem Altersheim. Unten im Treppenhaus parken zwei "Treträder", die in Finnland
übliche Version der Rollatoren, die zwar relativ sperrig sind, mit denen man aber auch schon
mal eine abschüssige Straße einfach herunter rollern kann. Und draußen unter dem Vordach
stehen ein paar Stühle, auf denen bei gutem Wetter mehrere Seniorinnen sitzen und - wie in einem
Altersheim - genauestens beobachten, wer kommt und wer geht.
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