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Die Weihnachtsfeier

Heute mache ich eine Stunde früher Feierabend und hole ohne Hetze das Akkordeon von der kleinen Postfiliale ab. Wann habe ich das letzte Mal darauf gespielt? Irgendwann im Frühjahr bei einem Sonderkonzert mit meinem Chor. Ich spiele schnell noch ein paar Stücke durch, es klappt so einigermaßen.

Dann mache ich mich mit dem Rollgestell auf den Weg zum Busbahnhof. Ich habe mit Hilfe eines Holzstücks und einer Schnur die Möglichkeit geschaffen, das Rollgestell hinten an mein Fahrrad anzuhängen. Das funktioniert recht gut. Ich muss lediglich einen Umweg um die historische Altstadt machen, weil dort alle Straßen und Fußwege gepflastert sind.

Um 18:30 Uhr starten zwei Busse Richtung Süden, wo wir nach einer halben Stunde in dem kleinen Städtchen Laitila ankommen. Am Ortsrand im Wald versteckt liegt das Restaurant Louhenlinna, ein außergewöhnliches Gebäude mit einer sehr urigen Innenausstattug. Als Ergebnis meines Rundumblickes bemerke ich zu meinem Chef: "Hier könnte man glatt ein Rittergelage abhalten!"

Und so ähnlich kam es dann auch. Eine Band spielte mittelalterlich klingende Musik, während wir eine einfache Vorspeise bekamen. Dazu gab es Wasser, Wein und Schwachbier. Ich versuchte vergeblich, Apfel- oder Orangensaft zu bestellen, das gab es einfach nicht - eben weil es nicht passte. Gleichzeitig mit der Vorspeise begann eine Art Theaterstück, natürlich auf finnisch. Auf den Tischen lagen Zettel, auf denen in Stichworten stand, worum es ging, aber die Aufführung zog sich hin, während die Deutschen und Franzosen sichtlich die gute Laune verloren und auch die Finnen nicht gerade aufmerksam die Aufführung verfolgten. Zwischendurch gab es Suppe. Ich versuchte, etwas zu verstehen (einige der Schauspieler sprachen sehr langsam), aber es gelang mir kaum. Mir war nur klar, dass es sich um Personen aus dem finnischen Nationalepos Kalevala handelt, vor allem um die böse Nordlandfrau Louhi (das Restaurant heißt auf deutsch "Louhis Burg"). Die Gäste wurden in das Theater miteinbezogen. Es wurden zwei Gruppen gebildet, die Aufgaben und Rätsel zu lösen hatten. Dann traten die Frauen unserer Belegschaft auf und sangen Weihnachtslieder in verschiedenen Sprachen.

Schließlich kam der Hauptgang: ein ganzes Schwein wurde hereingetragen und aufgeschnitten. Jeder durfte sich so viel geben lassen, wie er wollte. Dazu gab es Kartoffeln, Lachs, diverse bäuerliche Salate und eingelegte Knoblauchzehen, alles sehr traditionell und lecker.

Schließlich kam meine Stunde. Ich spielte drei finnische Stücke Tanzmusik und dazwischen den Schneewalzer und "Sous le ciel de Paris", damit auch für die Nicht-Finnen etwas dabei war. Bei einem Stück sangen die Finnen auch in bisschen mit, aber tanzen wollte niemand. Dann musste ich auch schon aufhören, weil die Band die Bühne betreten hatte. Sie spielte ein sehr abwechslungsreiches Programm zwischen Rock'n'Roll, Pop und Rock.

In einer Tanzpause kam der Knüller des Abends: einige Kollegen hatten sich in einer Halle auf der Baustelle getroffen und sich gegenseitig zusammen mit verschiedenen Baumaschinen fotografiert - und zwar so, dass die Bilder gerade noch als jugendfrei durchgehen konnten. Aus diesen Bildern hatten sie einen Kalender hergestellt, von denen jede der anwesenden Damen nun ein Exememplar geschenkt bekam. Da war natürlich mächtig Stimmung im Saal!

In einer weiteren Tanzpause wurde ich gebeten, noch ein bisschen zu spielen. Ich wählte diesmal ein paar finnische Volkslieder und Schlager zum Mitsingen. Dann kam auch die Band schon wieder.

Erst weit nach Mitternacht fuhren die Busse wieder nach Rauma zurück.