Der Winter kommt und geht
Der Februar soll der kälteste Monat sein, und genau so erleben wir ihn jetzt. Heute nacht waren
es -25 Grad! Ich halte mich ja meistens nur kurz draußen auf, aber gestern musste ich wie jeden
Dienstag von der Volkshochschule nach Hause gehen, und da kamen mir meine Jeans schon reichlich
dünn vor. Aber in den nächsten Tagen soll es wieder wärmer werden, da werde ich mir doch nicht
noch eine dickere Hose kaufen.
Heute sehe ich wieder den Graureiher, der hier wider aller Gepflogenheiten seiner Art
überwintert. Er steht am Rand des Kühlwasserkanals - mir ist schleierhaft, wie er in dieser
Dunkelheit Fische erkennen will. Das Kühlwasser hält einen mehrere hundert Meter durchmessenden
Teil der Ostsee eisfrei, während ringsum schon alles zugefroren ist. Die Dampfschwaden aus
dem Kühlwasser überziehen die angrenzenden Gewächse mit einer dicken Reifschicht.
Der Frost ist die eine Seite dieser Jahreszeit. Auf der anderen Seite wird es aber zunehmend
heller. Wenn der Bus um 7:30 bei den bereits bestehenden Kraftwerken ankommt, sieht man schon
Licht über dem Horizont, und wenn ich um 17 Uhr die Baustelle verlasse, ist es noch richtig hell.
Jedoch hat der Frost uns im Griff. Eigentlich sind wir bereit, die nächsten Abschnitte zu
betonieren. Die Pläne sind fertig, die Korrekturen eingetragen, alles ist geprüft und
unterschrieben. Das Reaktorgebäude steht in einem Winterschutz, in dem es fast mollig warm ist.
Aber all das hilft nichts: die Mischanlage für den Beton darf nicht kälter als -20 Grad werden.
Und da wir mehrere Tage und Nächte (!) lang ununterbrochen Beton brauchen, müssen wir noch warten,
bis die Nächte wärmer werden. Eine angenehme Ruhephase nach der Hektik in den letzten Tagen!
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