Heute vor einem Jahr war mein erster Arbeitstag auf der Baustelle!

Schon in den vergangenen Tagen wurde das Thema behandelt, wie es mit mir weitergehen soll. Ich hatte ja bei jeder möglichen Gelegeneheit zu erkennen gegeben, dass ich so lange wie möglich hier bleiben will. Daraufhin wurde mir hier ein neuer 2-Jahres-Vertrag in Verbindung mit einer äußerst lukrativen Gehaltserhöhung angeboten. Ich sollte über eine finnische Firma angestellt werden und bei meinem deutschen Chef kündigen. Diesen Vorschlag hatte ich mit Freunde angenommen.

Mein deutscher Chef jedoch wollte mich nicht gehen lassen. Er bot mir eine ebenso hohe Gehaltserhöhung an. Ich recherchierte stundenlang, um die finnischen und die deutschen Sozialbeiträge vergleichen zu können, und dann rechnete ich ihm vor, dass sein Angebot brutto besser, aber netto schlechter war als das Angebot von Areva, denn die finnischen Sozialbeiträge sind deutlich niedriger als die deutschen. Daraufhin erhöhte mein Chef zähneknirschend sein Angebot weiter, bis es auch netto höher war als das Angebot von Areva.

Also bleibe ich vorerst bei meinem deutschen Chef. Das hat nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch strategische, denn so habe ich in zwei Jahren wieder die Möglichkeit der Wahl. Nicht nur in Bezug auf den Arbeitsvertrag, sondern auch in Bezug auf den Einsatzort.

Im Nachhinein ergibt sich noch ein weiterer Vorteil: Areva (Frankreich) will Siemens dessen Anteil abkaufen und somit aus dem Geschäft drängen. Falls dies gelingt, hätte Areva keinen Grund mehr, deutsche Ingenieure zu beschäftigen, und ich säße vermutlich wieder auf der Straße. Aber mein Chef meint, er würde mich dann schon irgendwo unterbringen.

Wie auch immer... für die nächsten zwei Jahre bekomme ich hier ein Gehalt, von dem ich in Deutschland niemals zu träumen gewagt hatte!