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Ein Wochenende mit Pechserie

Heute will ich wieder mal nach Hannover fliegen, weil mein Chor sein alljährliches Haupt-Konzert gibt. Ich will nicht nur zuhören, sondern auch alles filmen, deshalb habe ich einen großen Koffer gepackt mit meinem Stativ und zwei Videocameras und was man noch so alles braucht.

Wie gewohnt, will ich den Bus nehmen, der kurz nach 8 Uhr von Rauma nach Turku fährt. Als ich die Haustür öffne, schockt mich der Anblick des ersten Schnees, der während der Nacht gefallen ist und immer noch fällt. Ich gehe also 20 Minuten durch den Schneematsch zu der gewohnten Haltestelle. Unterwegs denke ich daran, dass heute in Finnland Allerheiligen ist und alle Geschäfte geschlossen sind. Dabei fällt mir ein, dass dies auch den Busfahrplan betrifft und dass mein Bus vielleicht gar nicht fährt. Ich habe aber keine Zeit mehr, nach Hause zu gehen und auf den Fahrplan zu schauen. Und tatsächlich: an der Haltestelle warte ich vergebens, der Bus kommt nicht...

Es ist früh, ich habe viel Zeit, also stelle ich mich erst mal an den Straßenrand und versuche, Autos zu stoppen. Aber an einem Feiertag frühmorgens ist kaum jemand unterwegs. Nach einer Stunde gebe ich auf, zumal meine Füße schon fast zu Eis gefroren sind. Ich gehe zu dem nahegelegenen Taxistand und nehme ein Taxi zum Flughafen von Turku. So durch das Autofenster sieht die Winterlandschaft ja ganz nett aus, aber optimales Reisewetter ist das nicht gerade. Das Taxi kostet 122 Euro - ärgerlich, aber nicht zu ändern. Der Flug verläuft plangemäß.

In Kopenhagen habe ich Zeit zum Mittagessen, dann warte ich auf meinen Weiterflug. Dabei passiert das größte Übel dieser Reise: ich habe mir eine falsche Abfertigungszeit gemerkt, und als ich zum Gate gehe, ist niemand mehr da! Schnell gehe ich zu einem Schalter und frage, ob ich noch eine Chance hätte und warum mein Name nicht aufgerufen worden war. Nein, der Flieger ist weg, und auf diesem Flug würden verspätete Personen nicht aufgerufen, Punkt. Mein Koffer ist umgeleitet: er nimmt das nächste Flugzeug nach Frankfurt und fliegt von dort nach Hannover, wo er heute um 21:20 Uhr ankommt. Den selben Weg zu nehmen, kommt für mich nicht in Frage, denn dann verpasse ich ja das ganze Konzert. Der nächste passende Flug geht nach Hamburg. Für etwa 460 Euro kaufe ich das Ticket. Die Dame meint, es müsste sich machen lassen, dass mein Koffer ebenfalls nach Hamburg fliegt statt nach Frankfurt. Die Wartezeit verbringe ich u.a. damit, im Internet nach Zugverbindungen von Hamburg nach Hannover zu suchen. Das traurige Ergebnis: ich werde auf alle Fälle zu spät zum Konzert kommen...

Der Flug nach Hamburg dauert kaum länger als eine halbe Stunde. Seltsamerweise fliegen wir in einem Düsenjet, obwohl auf Kurzstrecken Turboprops wirtschaftlicher sind, und obendrein bekommen wir ein kleines Essen, obwohl wir kaum Zeit dafür haben und es auf längeren Flügen auch kein Essen gibt. Kaum haben wir die normale Flughöhe erreicht, setzen wir auch schon wieder zur Landung an. Am Gepäckband warte ich vergebens: mein Koffer ist nicht da. Schnell zum Gepäckschalter, wo ich erfahre, dass mein Koffer tatsächlich nach Frankfurt unterwegs ist. Damit wären also meine Videoaufnahmen "gestorben". Ich erkläre der Dame, dass ich dann den Koffer nicht mehr brauche, und sie leitet ihn nach Helsinki weiter. Durch das Warten und Organisieren ist so viel Zeit vergangen, dass der Bus zum Bahnhof längst weg ist. Also schnell ein Taxi genommen. Ich erkläre dem Taxifahrer, dass ich es sehr eilig habe und den Zug um 18:24 Uhr erreichen möchte. Das könnte knapp werden, meint er, es gäbe mehrere Demonstrationen und außerdem Baustellen und obendrein noch ein Fußballspiel. Aber er gibt Vollgas, wann immer er kann, und nimmt noch einen Schleichweg durch ein Wohnviertel, um einen Stau zu umgehen. Fünf Minuten vor der Abfahrt sind wir da - das einzige, was heute geklappt hat! Gern bezahle ich die 22 Euro und renne zum Zug, der kurz darauf losfährt. Die Fahrkarte kaufe ich beim Kontrolleur. Dann schreibe ich eine SMS an ein Chormitglied und schildere kurz meine Probleme und dass ich heute nicht filmen kann.

In Hannover will ich auch keine Zeit verlieren, denn das Konzert hat schon begonnen. Ich müsste 20 Minuten auf die S-Bahn warten und dann noch zu Fuß vom Bahnhof zur Kirche gehen, das dauert alles zu lange. Also ab zum nächsten Taxi und Richtung Bissendorf! Aber das Schicksal hat noch einen Schlag für mich bereit: als wir die Autobahn verlassen und die Landstraße nach Bissendorf nehmen wollen, ist diese plötzlich total gesperrt! Wie ich später erfahre, soll dort die Fahrbahn komplett erneuert werden. Da hilft nichts: wir müssen wieder auf die Autobahn und die nächste Ausfahrt nehmen. Zum Glück kenne ich die Schleichwege, die am schnellsten zur Kirche führen. Endlich bin ich am Ziel und bezahle noch mal etwa 30 Euro.

Immerhin bekomme ich noch die zwei letzen Lieder vor der Pause mit. In der Pause gibt es erst mal eine herzliche Begrüßung. Ich muss -zig mal meine Story erzählen. Es ist herrlich, all die Freunde nach so langer Zeit wiederzusehen und in den Arm zu nehmen. Einige Überrschaungen sind auch zu registrieren: wer sich von wem getrennt hat, wer jetzt mit wem zusammen ist usw. Glücklicherweise hatte der Chorleiter eine Videocamera und ein Stativ dabei, sodass das Konzert aufgenommen wird. Ich bekomme später die Cassetten, um eine DVD daraus zu machen. Nach dem Konzert geht es weiter mit Begrüßen und Erzählen (auch vom Thailand-Urlaub), mit Essen und Trinken. Spät in der Nacht fahre ich einen unserer Sänger in seinem Auto nach Hannover. Er wohnt dicht beim Bahnhof und hat für mich schon eine Schlafgelegenheit vorbereitet. Ich will nämlich nach Hamburg fahren, weil der Flug von dort weitaus billiger war als von Hannover.