Verpatzter Mittsommer
Heute wird in ganz Finnland Mittsommer gefeiert. Ich hatte beschlossen, diesen Tag gebührend
zu begehen, und zwar durch den Besuch einer Tanzveranstaltung. Nicht dass ich nun unbedingt
tanzen wollte, sondern vor allem Musik hören und die typisch finnische Atmosphäre genießen.
Was mir vorschwebte, war eine der vielen Tanzbühnen, die überall in Finnland irgendwo in den
Wäldern verstreut sind.
Nach einigem Recherchieren fand ich eine Internetseite mit allen Tanzplätzen Finnlands.
Leider bestätigte sich mein Verdacht, dass es so etwas in Rauma nicht gibt. Die nächsten
Tanzplätze fand ich in der Nähe von Pyhäjärvi und Lappi. Ich entschied mich für Lappi, weil
diese Tanzbühne am dichtesten bei Rauma liegt (ca. 24 km) und außerdem direkt neben einem
großen See. Ein Auto wollte ich nicht mieten, deshalb plante ich eine Übernachtung im Zelt
und Rückreise am nächsten Morgen.
Am Nachmittag packe ich also Zelt, Isomatte und Schlafsack auf mein Fahrrad und radele los.
In der Nähe der Tanzbühne verbringe ich ziemlich viel Zeit, einen netten Zeltplatz zu suchen,
wobei mir natürlich ein idyllisches Plätzchen an einem See vorschwebt. Der erste Platz, den
ich mir aus einer Karte im Internet ausgesucht hatte, liegt aber zu dicht an einer Straße.
Beim zweiten Platz muss ich feststellen, dass auf der gegenüberliegenden Seite des Sees
bereits einige lärmende Jugendliche ihre Zelte aufgebaut haben. Ich verzichte also auf
Gewässer - es geht auch schon auf 21 Uhr zu -, suche einen Platz irgendwo im Wald,
verstecke dort meine in schwarze Mülltüten verpackten Sachen unter einer Fichte und
fahre zu dem Tanzplatz.
Also erst mal ein Ticket kaufen. Ein Ticket? fragt der Mann zurück. Ja, ein
Ticket, bestätige ich. Daraufhin sagt er mir eine ganze Menge, was ich nicht verstehe,
aber irgend etwas über "nur Paare" und dass dies ein schlechter Platz für einzelne Männer
wäre. Ich bin ziemlich sauer. Diese Veranstaltung war auch in der Zeitung annonciert
worden, und kein Wort darüber, dass nur Paare zugelassen wären! Dann will ich zum See
gehen, um zu schauen, ob dort ein Holzstoß für das obligatorische Mittsommernachtsfeuer
hergerichtet ist. So weit komme ich aber gar nicht, weil das Ufer von mehreren Sommerhäusern
der Oberklasse eingenommen wird. Noch eine Enttschäuschung.
Was tun? Zum Schlafen ist es zu früh, also zurück nach Hause. Vorher erlauben mir die
Aufpasser am Eingang, kurz hineinzugehen und an dem winzigen Grill eine Bratwurst und
eine Limonade zu kaufen. Auch die Bewirtung hatte ich mir ganz anders vorgestellt...
So gestärkt radele ich zu meinen Sachen zurück, packe alles auf mein Rad und fahre
zurück nach Hause, wo ich gegen Mitternacht ankomme. Das eigene Bett ist doch das beste!
Am Montag erzähle ich alles meinen Kollegen. Eine Sekretärin ruft bei der Tanzbühne
an und bekommt heraus, dass ich durchaus ein Ticket hätte bekommen können. Der
Verkäufer hatte mich nur freundlicherweise informieren wollen, dass die allermeisten
Leute als Paar kommen und dass ich wahrscheinlich keine Tanzpartnerin finden würde.
Also eine doppelt ärgerliche Geschichte. Aber das nächste Wochenende soll mich
entschädigen!
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