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Akkordeonfestival in Ikaalinen

Jedes Jahr Ende Juni findet in Ikaalinen, einer Kleinstadt nördlich von Tampere, ein großes Akkordeonfestival statt. Ich war da früher schon zweimal gewesen, und nun wollte ich nach langer Zeit auch mal wieder dorthin.

Einiges hatte sich inzwischen geändert. Aus den Internetseiten Sata-Häme Soi hatte ich erfahren, dass der ganze Stadtpark abgesperrt ist, aber wer ein Akkordeon dabei hat, kommt kostenlos hinein. Es war auch von einem traditionellen Gemeinschaftskonzert die Rede (das Programm und die Noten der meisten Lieder konnte man herunterladen), und besonders interessierte mich der Programmpunkt "Akkordeon-Karaoke". Das wollte ich mir nicht entgehen lassen!

Ich miete mir einen kleinen Wagen in Rauma und fahre erst mal Richtung Turku. Für meinen Segeltörn im Juli will ich einige Straßen erkunden, ob sie über Dämme verlaufen oder über Brücken, sodass ich dort hindurch segeln kann. Das erweist sich als eine gute Idee: die Straße verläuft tatsächlich über Dämme. Nur zwei kleine Brücken gibt es, die zu meiner Überraschung über kleine Schleusen führen. Schließlich bekomme ich heraus, dass die in der Nähe liegende Stadt Uusikaupunki hier eine große Bucht von der Ostsee abgetrennt hat, indem viele Inseln durch Dämme verbunden wurden. Zweck der Aktion: einen großen See zur Trinkwassergewinnung zu bekommen. Kaum zu glauben, dass im Land der 1000 Seen solche Maßnahmen erforderlich sind!

Mit dieser Kenntnis fahre ich hinauf nach Ikaalinen, packe mein Akkordeon auf meinen Kofferroller und gehe zum Stadtpark. Dort werde ich anstandslos gratis hineingelassen. Ich schaue mich ein bisschen um, es gibt jede Menge Stände, wo Essen, Getränke, Souveniers und andere Sachen verkauft werden. Dann gehe ich zu der Hauptbühne und warte. Schließlich sammeln sich dort etwa 30 Akkordeonspieler, und ich stelle mich dazu. Das Gemeinschaftskonzert beginnt. Die meisten Lieder kenne ich sowieso, es klappt ganz gut und macht einen Riesenspaß. Vor der Bühne wird das Tanzbein geschwungen. Zwischendurch gebe ich schnell einem Mann aus dem Publikum meine Kamera, damit er ein paar Fotos macht. Nach etwa einer halben Stunde haben wir das Programm durch, und die Akkordeonspieler zerstreuen sich wieder.

Nun also zu dem Zelt mit der Karaoke! Es dauert ein Weilchen, bis ich herausgefunden habe, wo die Liederliste liegt und wie die Sache abläuft. Es gibt keine Hintergrundmusik aus der Konserve, wie das bei Karaoke üblich ist, sondern es gibt eine kleine Band, die zum Tanz aufspielt und wo die Solisten sozusagen integriert werden. Ich schaue die Liederliste durch. Das meiste sind internationale Standards, auf die habe ich wenig Lust, wir sind schließlich in Finnland. Von den wenigen finnischen Stücken auf der Liste kenne ich nur zwei, davon wähle ich eins aus. Ich muss alles auf einen Zettel schreiben: meinen Namen, das Lied, und warum ich gerade dieses Lied ausgewählt habe (ich schreibe: weil die anderen Lieder, die ich kenne, nicht auf der Liste stehen) und was man sonst gern gespielt hätte - da schreibe ich gleich drei Lieder auf. Ich gehe zur Bühne, gebe den Zettel ab und komme auch sofort dran. Der Bandleiter stellt mich dem Publikum vor. Dann spielen wir das Lied "Väliaikainen". Das klappt von meiner Seite aus ganz gut, es ist ein recht einfaches Lied. Nur hat der Akkodeonspieler der Band leider eine sehr private Vostellung über die Begleitharmonien, die zu meinen nicht passen, aber das scheint außer mir niemanden zu stören. Auch hier in diesem kleinen Zelt wird kräftig getanzt. Mit viel Beifall werde ich verabschiedet.

Ich gehe hinaus und höre plötzlich deutsche Wörter. Nanu, welche Touristen haben sich hierher verirrt? Es sind Mitglieder eines Akkordeonorchesters aus Stade, die auf dem Festival schon ein Konzert gegeben hatten. Dann esse ich noch etwas und mache mich auf den Heimweg.