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Der Video-Wettbewerb
Alles begann mit einem Rundbrief von der Computerzeitschrift c't, die in diesem
Herbst 25 Jahre alt wird und die deshalb eine Menge Aktionen geplant hatte.
In dem Rundbrief wurden alle im Ausland wohnenden Abonnenten gebeten, ein Foto
oder ein Video von sich und seiner Wahlheimat einzusenden. Als Dank dafür winkte
ein Sonderheft über die Videoproduktion. Klar, dass ich da mitmachte. Innerhalb
eines Wochenendes drehte ich ein Video, das - ehrlich gesagt, nicht ganz der Realität
entsprechend - zeigt, wie ich mit dem Fahrrad von der Arbeit komme und quer durch
die Altstadt von Rauma zu meiner Wohnung fahre, wo hinter der Tür bereits die
neue c't wartet. Darunter legte ich eine flotte Musik: einen finnischen Titel,
bei dem ich nach Karaoke-Manier die Gesangsstimme entfernt hatte, um einen deutschen
Text dazu zu singen. Die c't-Redaktion fand mein Video sehr gelungen. Gleichzeitig
wurde ein Wettbewerb für das Vorwort der Jubiläumsausgabe ausgeschrieben - 1. Preis
3000 Euro. Ich schrieb der Redaktion, dass ich mich ja nicht beklagen wollte, aber
angesichts von 3000 Euro für eine Schreibmaschinenseite wäre eine Sonderausgabe als
Lohn für ein arbeitsreiches Wochenende vielleicht doch etwas wenig. Eine sehr nette
Frau schrieb mir zurück, ich könnte mein Video ja ein wenig verändern und als
Beitrag für den Videowettbewerb einsenden.
Darauf folgten drei Wochen Dauerstress. Das größte Problem war das blaue Tuch, das eigentlich zu klein war und dessen Farbton sich auch nicht so optimal für das Bluebox-Verfahren eignete. Einige Tage vergingen auch mit Experimenten mit einem grünen Tuch. Das Grün war leider sehr matt, und die Bauscheinwerfer verwandelten es in ein Olivgrün, das überhaupt nicht zu gebrauchen war. Ich kaufte grüne Farbe und färbte das Tuch, was die Sache zwar verbesserte, aber leider nur minimal. Dann nahm ich die alljährliche "Nacht der schwarzen Spitzen" mit den langen Ladenöffnungszeiten als Gelegenheit, mehrere Handarbeitsläden abzusuchen. In einem davon fand ich tatsächlich knallgrünen Stoff, der zwar recht gut "funktionierte", aber leider doch nicht besser als der blaue. Also blieb ich bei Blau. Die einzige Verbesserung brachte Overhead-Folie, die ich mit blauer Farbe bedruckt hatte und die ich vor den Bauscheinwerfern anbrachte, um blaues Licht zu bekommen. Außerdem fand ich heraus, dass es günstiger war, das blaue Tuch nicht von den Seiten aus zu beleuchten, sondern von oben und von unten. Doch wie bringe ich einen Scheinwerfer unter der Decke an? Ich "klaute" einen Ski aus dem Keller und verkeilte sein eines Ende so auf einem Schrank, dass er einen Galgen bildete, an dem ich einen Scheinwerfer aufhängen konnte.
Allerdings hatte ich noch drei Tage Zeit bis zum Abgabetermin. Diese nutze ich, um ein ausführliches "Making of..." zu produzieren. Überwiegend benutze ich Fotos, die ich von meinen Improvisationen gemacht hatte. Ich erklärte meine Idee, die Hintergründe und die eingesetzte Tricktechnik. Aus all dem erstellte ich eine DVD, die ich an die c't-Redaktion schickte. Nun hieß es warten - und erst mal mein Filmstudio in eine Wohnung zurück zu verwandeln! Nach einigen Tagen waren die eingesandten Beiträge auf der Internetseite der c't zu sehen. Das meiste fand ich völlig uninteressant, aber einige Videos schienen mir doch harte Konkurrenten zu sein. Es würde also spannend werden. Alle Besucher der Seite konnten Punkte für die Videos vergeben, und außerdem wurden sie auf der IFA in Berlin den Besuchern vorgeführt. Zu meiner Verblüffung hatten sie auch das "Making....of" an meinen eigentlichen Beitrag angehängt! Plötzlich bekam ich eine E-Mail von der Redaktion: mein Beitrag sei unter den Hauptgewinnen, und man wollte ein paar Einzelheiten über mich wissen, um sie in einen Artikel über den Wettbewerb aufzunehmen. Mehr wurde mir noch nicht verraten. Aber ich wurde gefragt, ob ich den Preis als Sachpreis oder in bar haben wollte. Endlich wurde die Abstimmung beendet, aber ohne Bekanntgebe eines Ergebnisses. Nach einigen Tagen - meine Kollegen nervten schon, weil sie immer wieder fragten -, fragte ich die Redaktion, wann denn die Gewinner bekannt gegeben würden. Daraufhin wurde mir mitgeteilt, ich hätte den 3. Preis gewonnen, und die 1000 Euro seien vielleicht schon auf meinem Konto. Tatsächlich: hätte ich mal ein paar Tage früher mein Konto angeschaut, dann hätte ich längst Bescheid gewusst... Nun gut - ich hatte eine höhere Platzierung erhofft, aber die Geschmäcker sind halt verschieden: mein heimlicher Favorit hatte nur den 4. Platz erreicht, und einer der langweiligsten Beiträge war unter die besten 6 gekommen. |