Nächtliche Segeltour
Meine chinesische Kollegin lädt uns zu eine Grillabend in die Sommerhütte
ihrer Schwiegermutter ein. Ich stelle fest, dass diese nur 10 Kilometer
von der Stelle entfernt ist, wo mein Segelboot liegt. Deshalb plane ich,
auf dem Wasserweg zu kommen, zumal auch die Wettervorhersage zu diesem
Plan passt.
Ich bereite das Boot bereits am Vortag vor und mache eine Stunde früher
Feierabend, um nicht allzu spät am Ziel anzukommen. Ich muss aus der
Bucht heraussegeln, wo ich immer mein Boot zu Wasser lasse, und dann eine
Landzunge umsegeln. Der Wind ist kräftig und kommt aus Südwest, sodass
ich ohne Kreuzen recht flott vorankomme. Dann muss ich eine weitere
große Bucht überqueren, dabei habe ich anders als bisher keinen Schutz
vor Wind und Wellen, und es geht ziemlich hart zur Sache. Aber eigentlich
kommt nur einmal richtig Wasser ins Boot, sodass ich trotz Verzicht auf
Ölzeug und Gummistiefel ziemlich trocken bleibe. Nach zwei Stunden
komme ich bei der Sommerhütte an.
Jetzt erst mal in die Sauna, um mich aufzuwärmen. Durch das Fenster
bekomme ich mit, wie ein Kollege einen großen Fisch gefangen hat.
Ein anderer Kollege mit Erfahrung in solchen Dingen tötet den Fisch
und nimmt ihn gleich aus. Zwei Kolleginnen füllen den Fisch mit Salz,
Kräutern und Zitronenscheiben, dann kommt er gleich auf den Grill.
Ich laufe schnell aus der Sauna und mache ein paar Fotos, dann
schwitze ich weiter. Als ich fertig bin, komme ich gerade richtig,
um den Fisch zu wenden, denn die Kolleginnen weigern sich, den Fisch
anzufassen, weil er sich auf dem Grill noch hin und wieder bewegt.
Schließlich ist der Fisch gar, und das so in Teamwork entstandene
Essen wird auch sogleich in Teamwork verspeist. Der Fisch ist groß
genug, dass jeder ein bisschen abkriegt. Allerdings gelingt es mir
später nicht, mit Hilfe der Fotos herauszufinden, was für ein Fisch
es war, die Meinung der befragten "Experten" ist nicht gerade eindeutig.
Gegen 23 Uhr trete ich den Heimweg an. Alle halten mich für verrückt,
aber ich halte mich für ausreichend vorbereitet. Noch ist es hell
genug, um aus der Bucht herauszusegeln, in der das Sommerhaus liegt.
Während ich wieder die dahinter liegende große Bucht überquere, wird
es richtig dunkel, jedoch nicht so stark, dass ich überhaupt nichts
mehr sehe. Die Landzunge, die ich umsegeln muss, ist deutlich zu
erkennen, außerdem liegt vor mir hell erleuchtet der Hafen und die
Papierfabrik von Rauma. Das Wichtigste aber ist meine GPS-Ausrüstung.
Jetzt im Dunkeln ist der Bildschirm sehr gut abzulesen, sodass ich
die im Wege liegenden Inseln leicht umschiffen kann. Und selbst bei
größter Dunkelheit kann ich auch noch die im Wasser liegenden Steine
erkennen, sobald sie ein paar Meter vor dem Boot aus der Dunkelheit
auftauchen. So gelange ich problemlos an mein Ziel, ohne Umwege zu
machen oder in Gefahr zu geraten.
Allerdings verlege ich das Auseinanderbauen und Aufräumen auf den
nächsten Tag.
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