Heute: Eine weitere Folge.
[leises Knistern] | |
Staatsanwalt: | (räusper) Euer Ehren, es mag etwas unkonventionell klingen, aber ich bitte höflichst um die Erlaubnis, temporär meine Robe ausziehen zu dürfen. |
Richter: | Kommt gar nicht in Frage. Das verletzt die Würde des Gerichts. Wir sind hier nicht beim FKK. Die Robe bleibt an. |
Staatsanwalt: | Ja, aber sie brennt, Euer Ehren. |
Verteidiger: | Einspruch, Einspruch! Hörensagen! |
Staatsanwalt: | [ein wenig stotternd] Aber sehen Sie doch: ich stehe hier vor Ihnen in Flammen. |
Verteidiger: | Erneut Einspruch! Der Staatsanwalt ist kein Sachverständiger auf dem Gebiet der Pyrotechnik. |
Staatsanwalt: | (winsel) |
Verteidiger: | Er kann sich darüber gar kein Urteil erlauben, ob er brennt oder nicht. |
Richter: | Stattgegeben. Ich möchte jetzt die Meinung eines Experten hören. |
Staatsanwalt: | Euer Ehren, ich möchte nicht hetzten, (räusper) aber es tut langsam weh. Hä, ich - eh - befürchte, ich erleide gerade ziemlich schwere Verbrennungen. |
Verteidiger: | Einspruch! Jammerei! Ist der Herr Kollege etwa neuerdings auch Mediziner? Hä? Aha! |
Staatsanwalt: | Nein, das nicht im engeren Sinne, aber... |
Richter: | Aha... aber uns hier was von schweren Verbrennungen erzählen! Das können Sie doch gar nicht beurteilen. |
Staatsanwalt: | [immer mehr stotternd] Aber, aber ich merke doch die Schmerzen, die mir die Flammen zufügen. |
Verteidiger: | Einspruch. Es ist sehr wohl möglich, Euer Ehren, ... |
Staatsanwalt: | Ahaaahaaaaa! |
Verteidiger: | ... daß die momentanen Schmerzen meines Kollegen von einer früheren Verletzung herrühren, zum Beispiel, oder sogar seelischen Ursprungs sind. |
Richter: | Interessante Theorie. Ahhh, aber ich verstehe sie nicht. |
Verteidiger: | Nun ja, Euer Ehren, die Schmerzen könnten eine körperliche Reaktion auf sein, äh, ständiges sexuelles Versagen oder seine lächerliche Erscheinung sein. |
[Das Knistern wird übrigens immer deutlicher.] | |
Richter: | Ahh, klingt plausibel. Ähhm, ist das so, Herr Staatsanwalt? |
Staatsanwalt: | Sicher, sicher, alles ist möglich. Aber mit Ihrem Einverständnis würde ich mich jetzt doch gern ein wenig auf dem Boden wälzen. |
Verteidiger: | Ach, Einspruch! Alberei! Wir sind hier doch nicht im Zirkus. |
Richter: | Na, vielleicht wird es dann aber ganz lustig. Los, wälzen Sie sich! |
Staatsanwalt: | Vielen Dank, Euer Ehren. [wälzt sich] |
Verteidiger: | Einspruch, das ist ja gar nicht lustig! |
Richter: | Stattgegeben. Herr Staatsanwalt, Sie langweilen uns. |
Staatsanwalt: | Ich bin untröstlich, Euer Ehren. |
Verteidiger: | Vielleicht wird es etwas komischer, wenn wir ihm ein paar Feuerwerkskörper in die Hose stecken. |
Richter: | Prima Idee. Machen Sie das. |
Verteidiger: | Sehr gern, Euer Ehren. |
[puff, knall...] | |
Staatsanwalt: | Huuhhh, ahhhhhh, haaaaa, huuuuuu... |
Richter: | Na ja. Ha, das war doch ganz ulkig. |
[Das Feuer hört sich mittlerweile richtig gewaltig an.] | |
Staatsanwalt: | (hust, röchel) Euer Ehren, (röchel) wenn es keine Umstände macht, würde ich jetzt doch gern einen Krankenwagen rufen. |
Richter: | Abgelehnt. Machen Sie das in Ihrer Freizeit. |
Verteidiger: | Euer Ehren, dürfte ich bitte sofort ein Fenster öffnen? Es riecht hier unangenehm angebrannt. |
Staatsanwalt: | Ich bitte um Verzeihung, das bin ich. |
Richter: | Ja, dann löschen Sie sich doch gefälligst. Das ist ja ekelhaft. |
Staatsanwalt: | Ach wissen Sie, ich glaube, jetzt lohnt das auch nicht mehr. |
Richter: | Gut, dann machen wir jetzt zehn Minuten Zigarettenpause. |
Verteidiger: | Tolle Idee. Hat hier jemand Feuer? |
Staatsanwalt: | (röchel) |
Verteidiger: | Ahhh, danke Herr Staatsanwalt. |
Staatsanwalt: | Ich mach mich doch gern mal nützlich. |
Akteure: | Richter: | Dietmar Wischmeyer |
Staatsanwalt: | Oliver Kalkofe | |
Verteidiger: | Oliver Welke |