Der kleine Tierfreund:
Der Müffel
Heute sind sie selten geworden, die zottige
Großparasiten, die vor nicht langer Zeit überall in
der Welt des Menschen ihre Weidegründe hatten. Riesige
Müffelherden durchzogen Schrank und Kommode unserer Oma.
In jeder Achselhöhle fand der Müffel einen
geschützten Unterstand. Das Ansehen eines Kriegers im
Schützenverein oder in der Feuerwehr richtete sich vor
wenigen Jahren noch nach der Anzahl der Müffel, die im
Dornenkral seiner Achelhöhle einstanden.
Als aber auch die heidnische Dorfbevölkerung Ende der
70er Jahre durch das Deo missioniert wurde, war es um die
majestätischen Müffelherden geschehen. Die letzten
erwischte es auf ihrem Zug zu den Sommerweideplätzen in
der Herrensandale. Auf halber Höhe wurden sie zu
Tausenden von Breitband-Intimsprays gemeuchelt.
Woran nun erkennt man überhaupt den Müffel? Der
Müffelbulle trägt auf dem Rücken eine
warzenartige Erhebung, den sogenannten Pestbürzel, der ein
bräunliches Sekret produziert, das in langen Fäden
aus der Müffeldrüse strömt. Und es ist dieses
Sekret, das die Ausrottung des zottigen Parasiten
verschuldete. Den verwöhnten Geruchsnerven des
zivilisierten Mitteleuropäers erschien es plötzlich
als nicht mehr zumutbar.
So ersann der Mensch allerlei Mittel, um dem Müffel den
Garaus zu machen. Eine der fürchterlichsten Waffen war
das Erfrischungstuch, ein etwa DIN-A4 großer
Zellstofflappen, der mit Zitronensaft und Napalm getränkt
war. Mit dieser C-Waffe wurden auf einen Schlag ganze
Reisebusse und Eisenbahncoupes entmüffelt. Aus
unerfindlichen marketingstrategischen Gründen wurde das
Erfrischungstuch jedoch nur in Verbindung mit halben
Hähnchen abgegeben. Allein dieser Umstand rettete manche
schützenswerte Müffel-Restpopulation vor der
Ausrottung.
Wer heute dem Müffel auf die Spur kommen möchte, den
verweise ich auf die Rückzugsgebiete, die von der
Deutschen Bundesbahn für die zottigen kleinen Stinker
eingerichtet worden sind. Abseits vom Gedränge auf den
Bahnsteigen findet sich in jedem Bahnhof ein zumeist
weiß gekachelter Raum, in dem der Müffelforscher
fündig wird. Trotz aller
Großflächenbombardements durch die Chemieindustrie
hat sich hier ein zäher, chemo-resistenter
Müffelbestand erhalten. Vielleicht handelt es sich dabei
um eine neue, widerstandsfähige Müffelmutante, die
sich anschickt, von hier aus die Weltherrschaft zurück zu
erobern.
proppi