Der kleine Tierfreund:

Sklaverei

Das goldene Zeitalter der Sklaverei ist vorüber: der Neger geht seine eigenen Wege - mehr schlecht als recht -, und auch die Frauen wollen ihr eigener Herr sein. Die großen Sklavenimporteure haben längst den Geschäftszweig gewechselt. Nur aus Thailand und von den Philippinen werden noch vereinzelt Frauen eingeführt. Die Haltung dieser Exemplare wird vom Gesetzgeber allerdings nur in Form der gutbürgerlichen Ehe gestattet.
Was geht uns Tierfreunde das alles an, werden Sie fragen. Nun, wenn auch die Sklaverei weitgehend abgeschafft ist, so bleibt doch die Sklavenarbeit. Wir Tierfreunde sind in der glücklichen Lage, unsere Brüder und Schwestern für die kleinen, lästigen Verrichtungen des Alltags heranzubilden.
Früher war es mir z.B. immer unangenehm, wenn Nachbars Katzen mir um die Schuhe strichen. Heute ist mir ihre Gesellschaft recht: die eine habe ich mit Schuhcreme eingeschmiert, die andere bleibt natur für die anschließende Politur. Überhaupt Katzen - sie sind aus dem modernen Haushalt nicht wegzudenken. Schon seit Jahren habe ich einen langhaarigen Siamesenkater auf meiner Toilette als Gästehandtuch. Wer kennt nicht das Problem, daß beim Frühstück die Butter grundsätzlich am anderen Ende des Tisches steht. Bei mir gibt es dieses Problem nicht mehr, seitdem Hugo, mein braver Goldhamster, vor der Butter im Geschirre steht. Viele Leute plagen sich mit der Reinigung ihrer Parkettböden. Tief liegende Meerschweinchen, die durch die Wohnung flitzen, halten den Boden immer tip-top in Ordnung. Wer mag, kann das eine oder andere noch an der Unterseite mit Bohnerwachs bestreichen - dem Nager tut's nicht weh, und Ihr Parkett wird es Ihnen danken.
Es gäbe noch viel zu berichten von unseren fleißigen kleinen Helfern im Haushalt, die uns den Verlust der Sklaverei und die Aufweichung der Ehe verschmerzen lassen. Versuchen Sie's doch selbst einmal: nehmen Sie eine Kröte als Fliegenfänger, ein Schaf als Fußwärmer oder einen Kormoran, um Ihre verstopften Abflüsse wieder frei zu bekommen - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sollen Neger und Frauen sich doch selbst verwirklichen, liebe Tierfreunde, wir kommen auch so zurecht.

proppi