Der kleine Tierfreund:
Tiere waschen sich nie
Ungeduscht tritt die Ricke hinaus auf die Lichtung. Verhoffend
schiebt sie das Geäse in den Wind, doch sie riecht nur ihren
eigenen Achselschweiß und fühlt sich sicher - den
Weidmann mit der Donnerbüchse wird sie nicht gewahr. Nur einen
Wimpernschlag später verläßt eine ordentliche Ladung
Rehposten Nr. 1 die Schrotspritze des Grünrocks, streift ein
neugieriges Eichhörnchen am Fichtenstamm und fliegt weiter in
Richtung Ricke. Das letzte, was unser ungeduschtes Schalentier zu
Gesicht bekommt, ist ein Quadratmeter Blei, der sich rasch
nähert.
Wieder ist ein Tier Opfer mangelnder Körperpflege geworden. Es
ist traurig aber wahr, liebe Tierfreunde: die Rasselbande in Wald
und Flur wäscht sich so gut wie nie, vor lauter eigenem Gestank
können sie ihre ärgste Feinde nicht mehr riechen. Oft
frage ich mich, wo z.B. der Iltis seine Frau kennengelernt hat. Die
mangelnde Hygiene in der Natur ist noch immer ein Tabuthema. Meister
Reinecke ist im Fernsehen niedlich, doch seien Sie mal ehrlich -
würden Sie ihm eine Wohnung vermieten? Auch die meisten
Vögel sind sind total verdreckt - oft wechseln sie nur einmal
pro Jahr das Federkleid.
Einige tarnen ihre Verdrecktheit sogar unter haarsträubenden
Lügengeschichten. Wenn Ihnen ein Huhn erzählt, es ginge
baden, so ist damit das genaue Gegenteil gemeint. In Wahrheit suhlt
sich der Kleinhirnträger im Staub der Straße. Andere sind
da offener, der Schwarzkittel z.B. packt seine ranzige Schwarte ohne
Scheu in den eigenen Kot und grubbert mit seinem Gebrech spielerisch
in herrenlosen Fremdexkrementen herum. Der Naherholungswert unserer
heimischen Wälder wird durch solche ungehobelten Obdachlose
mehr als geschmälert.
Als ich in der letzten Woche mit meiner Kreidler Florett einen
kleinen Ausflug in den nahen Forst unternahm, um den Müll
wegzubringen, sah ich dort einen alten Keiler, wie er seinen
schartigen Hintern an einer von der örtlichen Raiffeisenkasse
dankenswerterweise gespendeten Ruhebank scheuerte. Ja, dachte ich,
das juckt, wenn man sich nie wäscht! Drohend ließ ich das
Zweitakt-Aggregat meiner Kreidler aufheulen, damit sich dieser Russe
der Tierwelt trollen möge. Nunmehr allein, besah ich mir den
Schaden am Waldmöbel: eine Planke vom Bolzen gerissen, das
Spenderschild aus Messing verdreckt, von Lackschäden ganz zu
schweigen. Soviel steht fest: die Geduld der Raiffeisenkasse
währt nicht ewig. Möbelspenden für die bedrohte
Tierwelt werden fürderhin ausbleiben, wenn sie nur dazu benutzt
werden, den Juckreiz auf der verdreckten Schwarte zu lindern.
Jungs - wascht euch! Ist doch kein Weltuntergang!
proppi