Meine Südsee-Reise im Januar 2005

Samoa: Delphine und Tauchen Zur Übersicht Fidschi: Die Höhle auf Sawa-i-Lau

Samoa: Rückreise und Flaggenparade

   
   
Als es zu dämmern begann, war es Zeit, zu Tanu hinüberzugehen. Überraschung: nicht nur die beiden deutschen Stewardessen waren dort, sondern auch Agnes aus Polen. Wir stellten fest, dass wir beide morgen sogar gemeinsam nach Apia fahren und übermorgen nach Fidschi fliegen würden. Das Abendessen war reichhaltig und hervorragend. Es wurde an drei langen Tischen serviert, die überdacht waren und einen kleinen Platz mit Sandboden einrahmten. Anschließend wurden große Scheinwerfer eingeschaltet, und eine Gruppe bunt gekleideter Menschen betrat den Platz. Als erstes setzen sie sich auf den Boden und sangen ein sehr schönes, vielstimmiges Lied, während ein unglaublich dicker und am ganzen Körper dicht tätowierter Mann dazu tanzte. Aus musikalischer Sicht war das bereits der Höhepunkt des Abends, denn die restliche Musik wurde von einer Anlage abgespielt, während dazu getanzt wurde. Das beste war dann noch ein 13-jähriger Junge, der Fackeln herumwirbelte und eine wirklich eindrucksvolle Show ablieferte.

Am nächsten Morgen frühstückte ich auf der Veranda, dann hieß es Rucksäcke packen und bezahlen. Der Bus sollte bald kommen, also ging ich zur Straße, wo schon einige Frauen warteten - allerdings auf der falschen Straßenseite. Ich wunderte mich, aber sie sagten mir, das wäre schon richtig so. Schließlich kam der Bus. Die Frauen waren absolut sicher, dass ich einsteigen sollte, also stieg ich ein, kurz darauf auch Agnes. Wir fuhren etwa eine halbe Stunde lang in die falsche Richtung. Allerdings wurde mir bald klar, was der Sinn der Sache war: der Bus drehte um, und als wir wieder bei Jane's Beach Fales vorbei kamen, waren bereits alle Bänke besetzt. Wäre ich jetzt erst eingestiegen, hätte ich stehen müssen. Aber der Bus füllte sich weiter.

   
Es war nämlich Sonntag, und da wird in dem sehr religiösen Samoa so gut wie gar nicht gearbeitet, stattdessen absolviert man in bester Sonntagskleidung mehrere Kirchgänge. Auch Dirk hatte mir erzählt, dass er sonntags keine Tauchfahrten machen könne, ohne riesige Probleme zu bekommen. So gab es an diesem Tag also auch nur sehr wenige Busfahrten. Dementsprechend verlief auch unsere Reise. Immer mehr Leute stiegen ein. Zuerst nahmen die Frauen ihre Kinder auf den Schoß, dann nahmen die Männer ihre Frauen auf den Schoß, und schließlich nahmen die Frauen, die auf dem Schoß ihrer Männer saßen, ihre Kinder auf den Schoß. Auch Agnes hatte sich kurzerhand ein Kind auf den Schoß gesetzt und wurde bald darauf von einem Mann auf den Schoß genommen. So saßen auf manchen Bänken fünf Personen statt der vorgesehenen zwei! Ich hatte, um Platz zu schaffen, meinen kleinen Rucksack auf den Schoß genommen, das machte mich ziemlich unbeweglich, sodass es äußerst unbequem war, auf der harten Holzbank auszuharren. Außerdem musste ich noch aufpassen, dass ich nicht mit dem Knie gegen die scharfkantige Stahlschiene stieß, an der die Bank vor mir befestigt war. Nach einer schier endlos erscheinenden Fahrt erreichten wir endlich den ersehnten Fährhafen und stiegen aus.

Wir mussten etwa eine Stunde warten, die Fähre erschien in weiter Ferne und musste erst noch herankommen und anlegen. Dann strömten die Menschenmassen an Bord. Im Gegensatz zum Bus war es aber nicht wesentlich voller als auf meiner Hinfahrt. Ohne besondere Vorkommnisse erreichten wir Upolu und fuhren mit einem weiteren Bus (der zum Glück auch nicht so voll war) nach Apia. Hier nahm ich ein Taxi zum Outrigger, wo ich ja bereits eine Übernachtung gebucht hatte. Ich bekam ein nettes, großes Zimmer mit Air Condition zugewiesen, Duschen und Toiletten gab es auf dem Flur.

Zu dumm, dass es Sonntag war, denn ich war immer noch nicht dazu gekommen, mir eine bessere Kappe zu kaufen als die gebrauchte Kappe aus Pacific Harbour. Trotzdem ging ich ins Stadtzentrum, vielleicht gab es etwas anzuschauen. Nach einiger Zeit hörte ich lauten, vielstimmigen Gesang aus der Ferne. Ich ging dem Klang nach und fand bald eine große Kirche, in dem ein Gottesdienst abgehalten wurde. Ich stellte mich draußen in den Eingangsbereich, um ein wenig zuzuhören. Da kam ein Ordner auf mich zu und lud mich ein, hineinzukommen. Ich meinte, meine Kleidung wäre doch nicht angemessen, aber er sagte, das ginge schon in Ordnung. So nahm in drinnen auf einem Stuhl Platz. Es wurde noch ein schönes, feierliches Lied gesungen, viele Leute sangen stehend mit erhobenen Armen und geschlossenen Augen. Dann trat ein Prediger auf, der als Gastprediger aus Hawaii vorgestellt wurde und auf englisch predigte. Vor allem wetterte er gegen Lotto und Glücksspiele, kam dann auf das Paradies und andere biblische Geschichten, kehrte aber immer wieder auf das Glücksspiel zurück. Einige Zuhörer verfolgten alle Bibelzitate in ihren eigenen Bibeln und riefen immer wieder "Halleluja!" oder "Praise God!" dazwischen. Es war also ein Gottesdienst ganz im amerikanischen Stil. Mehrmals erschien es mir, dass er zum Ende kommen wollte, aber dann ging es wieder gegen das Glücksspiel los. Nachdem er über eine Stunde lang gewettert hatte, gab ich es auf, länger auf die nächsten Gesänge zu warten und verließ die Kirche.

Nun ging es auf den Abend zu - Zeit also, etwas zu essen. Ich hatte Lust auf chinesisches Essen und suchte mir aus dem Reiseführer das nächste Chinarestaurant heraus. Leider war es geschlossen. Ebenso das zweite und das dritte. Sie lagen ziemlich weit auseinander, ich hatte viel Zeit mit Laufen und Suchen verbracht, es wurde immer dunkler, und mein Hunger wurde immer größer. Das einzige offene Restaurant war McDonalds gewesen, aber so tief wollte ich noch nicht sinken. Schließlich entdeckte ich ein geöffnetes Fischrestaurant, wo ich ganz ausgezeichnet speiste. Frisch gestärkt marschierte ich wieder zurück zum Outrigger. Ich nahm den Computer in Beschlag und schaute meine E-Mails an, die sich während der Woche in Samoa angesammelt hatten. Dann ging ich schlafen.

   
Am nächsten Morgen stand ich früh auf und packte meine Sachen. Ich musste sogar noch auf das Frühstück warten, auf Frühaufsteher war man wohl nicht vorbereitet. Aber ich wollte mir unbedingt noch die Parade ansehen, von der ich im Reiseführer gelesen hatte. Trotz der samoanischen Gemütlichkeit schaffte ich es rechtzeitig, ausgiebig zu frühstücken, auszuchecken und mit einem herbeigerufenen Taxi ins Zentrum zu fahren. Der Taxifahrer wusste, wo die Parade vorbeikommen würde und setzte mich vor einem großen Gebäude ab. Hier baute ich meine Kamera auf und wartete. Was genau geschehen würde, wusste ich nicht. Schließlich erklang Marschmusik aus der Ferne, und eine Truppe Polizisten näherte sich. Vorn marschierten 30 Männer in weißen Hemden und langen Hosen, ordendlich in Dreierreihen, dahinter kam eine Militärkapelle aus etwa 25 Männern in weißen Helmen, hellblauen Uniformhemden, dunkelblauen Wickelröcken und Sandalen. Es war schon irgendwie ein Anachronismus: oberhalb der Gürtellinie europäisch inklusive Instrumente und europäischer Marschmusik, unterhalb der Gürtellinie das traditionelle Samoa. So zogen sie an mir vorbei und blieben auf Kommando eines Offiziers stehen. Auf weitere Kommandos setzten die Musiker ihre Instrumente ab, alle drehten sich linksum zu dem Gebäude hin und standen stramm. Wie ich hinterher im Reiseführer las, handelte es sich um das Parlamentsgebäude von Samoa. Dann spielte die Kapelle die Nationalhymne, während vor dem Gebäude die samoanische Flagge langsam gehisst wurde. Punkt 8:00 Uhr hing sie an der Mastspitze, die Nationalhymne ware zu Ende, und eine Sirene begann zu heulen. Die Männer drehten sich wieder rechtsum und marschierten unter weiterer Musik wieder an mir vorbei zurück.

Nach diesem interessanten Erlebnis schleppte ich meine Rucksäcke zum Busbahnhof, der in der Nähe lag, fragte mich wieder nach einem Bus durch und fuhr zum Flughafen. Hier bestätigte sich das Gerücht, dass man tatsächlich 40 WST Ausreisegebühr zu zahlen hatte, um das Land verlassen zu dürfen. Später traf auch Agnes ein, und wir warteten gemeinsam auf den Abflug. Während des Fluges mussten wir den geschenkten Tag von der Hinreise wieder hergeben: wir starteten am Montag um 12:50 und landeten am Dienstag dem 18.1. um 13:45 nach knapp zwei Stunden Flug.


Samoa: Delphine und Tauchen Zur Übersicht Fidschi: Die Höhle auf Sawa-i-Lau