Meine Südsee-Reise im Januar 2005
Fidschi: Suva
Das Taxi brachte mich in wenigen Minuten nach Rakiraki, gerade noch rechtzeitig
erreichten wir den Bus nach Suva. Eine reichlich abenteuerliche Reise begann:
auf engen Straßen mit scharfen Kurven ging es durch die Bergwelt, oft dicht am
Abgrund entlang, wie ich es bisher nur in Nordwest-Thailand kennengelernt hatte.
Nach langer Zeit erreichten wir endlich ebenes Gebiet und stoppten schließlich
auf einem riesigen Busbahnhof. Ich stieg aus, ging zur nächsten Straßenkreuzung,
holte meinen Reiseführer mit dem Stadtplan von Suva heraus und versuchte mich zu
orientieren. Es gelang mir jedoch nicht. Ich fragte dann einen Passanten und kam
mit dessen Hilfe dahinter, dass ich mich noch gar nicht in Suva befand, sondern
erst in dem 20 Kilometer entfernten Nausori! Also zurück zum Busbahnhof. Ein Bus
nach Suva fuhr bald und kostete auch nur wenig Geld.
In Suva steuerte ich als erstes ein Touristenbüro an, um meine weitere Reise zu
planen. Sie hatten einen Fahrplan für die Fähre zu der Insel Taveuni, in deren
Nähe Kioa liegt. Sehr schnell stellte ich jedoch fest, dass es mir mit der Fähre nicht
gelingen würde, Kioa zu besuchen und rechtzeitig zu meinem Heimflug wieder in Nadi
zu sein. Ich wurde zum Büro von Air Fiji verwiesen, nicht ohne mich noch darauf
aufmerksam zu machen, dass es hier in Suva riskant sein kann, wertvolle Gegenstände
in der Gesäßtasche zu tragen. "Nette Stadt", dachte ich bei mir. Bei
Air Fiji
bekam ich gleich für morgen mittag einen Flug nach Taveuni und zwei Tage später
den Rückflug, den ich jedoch nicht nach Suva buchte, sondern gleich nach Nadi.
Ich war sehr froh, dass es mir noch gelungen war, diesen Ausflug in den Rest meines
Urlaubs zu packen. Meine Kreditkarte funktionierte hier wieder problemlos.
Als nächstes löste ich ein paar Reisechecks ein und schaute mich nach Läden um, die
Videokameras verkaufen. Es gab nur zwei oder drei, und keiner führte mein Fabrikat,
also fragte ich erst gar nicht lange nach der Möglichkeit einer Reparatur. In einem
kleinen Laden hatte man aber passende Reinigungscassetten. Ich kaufte eine und probierte
sie gleich aus, aber leider ohne jeden Erfolg. Dann galt es, eine Unterkunft zu finden.
Aus meinem Reiseführer wählte ich das
Sunset Apartment Motel, es kostete nicht viel und lag dicht beim
Zentrum in der Murray Street. Mein Zimmer war geräumig und mit Bad, Küche und Klimaanlage
ausgestattet. Ich wusch erst einmal meine T-Shirts und hängte sie in der Küche zum
Trocknen auf. Dann - es war bereits später Nachmittag - ging ich zum Museum, aber als ich
ankam, wurde es gerade geschlossen. Sehr ärgerlich, aber wenn ich morgen früh gleich nach
seiner Öffnung komme, sollte die Zeit zum Besichtigen auch noch reichen. Dann nahm ich
mir endlich Zeit, an meinen knurrenden Magen zu denken. In einem Chinarestaurant bekam
ich ein leckeres Essen, störend war nur die reichlich kühl eingestellte Klimaanlage. Den
Rest des Abends verbrachte ich mit einem Stadtbummel. Dabei kaufte ich mir endlich eine
neue Schirmmütze und - was längst fällig gewesen war - Pflaster, um meine Wunden zu
schützen. Die ehemaligen Mückenstiche hatten teilweise schon die Größe einer 5-DM-Münze
erreicht. Außerdem versuchte ich in einem CD-Laden traditionelle Fidschi-Musik zu kaufen,
aber ich fand nichts, was den Gesängen der Leute von Muaira glich. Ich kaufte dann eine
CD, in der traditionelle und moderne Stilelemente vermischt waren, eine Art Ethno-Pop,
den ich mir gut als Untermalung meines Urlaubs-Videos vorstellen konnte.
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Um 7 Uhr stand ich auf, ließ mein Gepäck im Zimmer, sagte an der Rezeption deswegen Bescheid
und marschierte wieder zum Fiji Museum,
das ich kurz nach 8 Uhr erreichte. Ich war der erste Besucher, sie konnten mir auf meinen
Geldschein noch nicht einmal Wechselgeld herausgeben. Gleich hinter der Kasse befand sich
das Objekt meines Interesses: ein großes Ausleger-Boot. Genauer gesagt, war der Ausleger
so lang, dass man das Boot schon fast als Katamaran bezeichnen konnte, und groß war es
eigentlich auch nicht, weil früher noch viel größere Boote gebaut worden waren. Der Hauptkörper war 13,50 Meter lang, der Ausleger 12,50 Meter. Beide
Körper waren mit Muscheln verziert und mit einer Plattform verbunden, auf der eine Art
Hütte aufgebaut war. Auf einigen Schildern wurde erklärt, dass die Schwimmkörper
Einbäume waren (also jeweils aus einem einzigen Baumstamm herausgehauen) und mit
einem absolut passgenauen Deckel verschlossen worden waren. Diese waren mit Hilfe
von dünnen Seilen aus Cocosnussfasern mit den Schwimmkörpern verbunden worden.
So hatte man absolut dichte Hohlkörper hergestellt. Diese interessante
Technik war mir völlig neu und zeigte, zu welcher Perfektion die sonst so in den Tag
hinein lebenden Fidschis fähig waren. Besonders faszinierend fand ich
die riesigen Ruderblätter, die neben dem Boot lagen. Ich
frage einen Mann, der im Museum arbeitete, warum diese Ruder nicht mit dem Bootsrumpf
verbunden waren. Er erklärte mir, dass diese Boote immer so gesegelt wurden, dass der
Ausleger auf Luv lag. (Deshalb auch das einseitige Dach der Hütte: die offene Seite war
immer vom Wind abgewandt.) Die Konsequenz daraus war, dass das Boot bei einem Kurswechsel
nicht gewendet wurde, sondern der lose Mast wurde nach hinten und das Steuerruder wurde
nach vorn gebracht, so wechselten Bug und Heck einfach ihre Plätze. Zum Steuern waren
drei Männer notwenig: einer steuerte, und zwei hielten das Ruderblatt durch ihr Körpergewicht
unter Wasser. Das Boot war übrigens fast 100 Jahre alt und war so gut erhalten, weil es
nie Wasser gesehen hatte, es war ein Geschenk an eine hohe Persönlichkeit gewesen und
hatte immer in einer Garage gelegen.
Daneben an der Wand war noch ein verkleinertes Modell
ausgestellt. Hier konnte man sehen, wie der Mast aufgestellt und das Segel befestigt
worden war. Weiteres Prunkstück bildete ein großes Bambusfloß, dessen Aufgabe es war,
landwirtschaftliche Güter aus den Bergen die Flüsse hinunter zu bringen. Hütte und
Feuerstelle zeigten, dass solche Reisen tagelang dauerten. Diese Flöße hießen "ohne
Rückkehr", nach dem Verkauf der Waren kehrten die Leute auf dem Landweg zurück. Daneben
gab es noch zahlreiche Fotos und Vitrinen mit Ausstellungsstücken. Tätowierte Menschen
waren zu sehen, Tätowiernadeln, Waffen, spezielle Gabeln für den Verzehr von
Menschenfleisch und vieles andere. Ich nahm mir allerdings nicht viel Zeit dafür, denn ich
wollte meinen Flug nicht verpassen. Inzwischen waren ein paar weitere Besucher gekommen,
ich konnte mein Wechselgeld in Empfang nehmen und lief wieder zurück zum Hotel.
Dort holte ich mein Gepäck, bezahlte und nahm ein Taxi zum Busbahnhof. Ein Bus zu dem bei
Nausori liegenden Flughafen fuhr auch bald, sodass ich rechtzeitig ankam und die
kleine Propellermaschine nach Taveuni besteigen konnte. Beim Einchecken wurde übrigens
nicht nur das Gepäck gewogen, sondern alle Passagiere mussten sich selbst mit ihrem
Handgepäck in der Hand auf die Waage stellen!