Meine Südsee-Reise im Januar 2005
Fidschi: Tauchen auf Nananu-i-Ra
Wie verabredet, wartete Ballu am Hafen von Denarau bereits auf mich und begrüßte mich
herzlich, dann starteten wir Richtung Nordküste. Wir unterhielten uns wieder hervorragend
über alles mögliche, zum Beispiel über die Probleme mit der indischen Bevölkerung. Ich
erzählte ihm, dass ich kein Freund des Feilschens sei und dass mir deshalb die Fidschis
sympathischer seien als die Inder, die immer gern feilschen. Schließlich näherten wir uns
der Nordspitze von Viti Levu. Ich hatte mit dem Tauchladen verabredet, dass ich mich eine
halbe Stunde vor Ankunft melde, damit sie mit dem Boot kommen und mich abholen. In dieser
einsamen, bergigen Gegend hatte mein Handy aber keinen Empfang. Wir fuhren weiter, bis ich
wieder Empfang hatte, ich rief den Tauchladen an und gab Ballu mein Handy. Er kannte sich
hier nicht so gut aus und musste sich den Weg beschreiben lassen. Schließlich erreichten
wir einen kleinen Hafen, wo bald darauf ein Boot anlegte, um mich mitzunehmen. Zu meiner
Überraschung wollte Ballu 150 FJD für die Fahrt haben. Vielleicht hätte ich ihm
nicht erzählen sollen, dass ich das Handeln hasse? Jedenfalls wollte ich jetzt meine Worte
nicht mehr zurücknehmen und gab ihm halt das Geld. Er verabschiedete sich von mir sehr
herzlich, aber dass ich ihn noch einmal anrufen würde, darauf konnte er lange warten.
Die Fahrt hinüber nach Nananu-i-Ra dauerte nur wenige Minuten. Dort wurde ich von Steve
und Natalie von Ra Divers freundlich
empfangen. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, servierte mir die Köchin ein leckeres
Abendessen. Bald darauf ging ich schlafen, es war schon ziemlich spät. Mein Zimmer war
sehr komfortabel, es hatte ein eigenes Badezimmer und Beleuchtung, die von Akkus gespeist
wurde, damit der lärmende Dieselgenerator abends nicht laufen musste. Heute und morgen
hatte ich das Zimmer für mich allein, aber danach würde ich es mit einem anderen Gast
teilen müssen.
Am nächsten Morgen bekam ich ein gutes Frühstück, dann wurde mir ein kurzer Fußweg zur
anderen Seite der Insel beschrieben, wo unser Tauchboot lag. Dort lernte ich noch Papu
kennen, Steve's Dive Master. Zusammen mit Steve und einigen anderen Tauchern, die in
anderen Resorts auf Nananu-i-Ra wohnten, fuhren wir hinaus und machten zwei Tauchgänge.
An besondere Einzelheiten erinnere ich mich jedoch nicht mehr. Während der Rückfahrt
kassierte Papu die Gebühren von den anderen Tauchern, er hatte sogar einen Imprinter für
Kreditkarten mit an Bord.
Am Nachmittag machte ich einen längeren Spaziergang am Ufer entlang, das in Abständen
von Resorts und Privathäusern gesäumt wurde, dazwischen wuchs fast undurchdringlicher Wald.
An der schmalsten Stelle der Insel führte ein Weg zur anderen Seite. Dort war das Ufer aber
wegen vieler Steine nicht zu begehen, also folgte ich einem kaum sichtbaren Pfad durch den
Wald, den ich oft verlor und wiederfinden musste. Aber so verging wenigstens die Zeit bis
zum Abendessen. Als ich wieder beim Haus ankam, knatterte schon der Diesel und erzeugte
Strom, der die Akkus auflud und den Kompressor betrieb, mit dem Papu die leeren Flaschen
wieder mit Pressluft befüllte. Eine Gruppe Australier war angekommen, Freunde des Hauses, die
hier nur ausspannen wollten. Sie kamen mir ein wenig snobistisch vor, weil sie sogar ihre
eigenen Liegestühle eingeflogen hatten. Als ich später wieder auf die große, überdachte
Terasse trat, saß Papu dort mit einigen Männern um eine Kava-Schale. Ich setzte mich
gleich hinzu und ließ mir eine Portion geben. Es schmeckte scheußlich, Papu mixte mit
Abstand den stärksten Kava, den ich probiert hatte. Papu war ein sehr redseliger Mensch.
Er erzählte, dass seine Vorfahren eigentlich aus Tuvalu kämen. Dieser kleine, überbevölkerte
Inselstaat hatte während des 2. Weltkrieges die USA Stützpunkte errichten lassen und von
dem dafür erhaltenen Geld die kleine unbewohnte Insel Kioa von den Fidschis gekauft.
Mehrere hundert Menschen waren dann hierher übergesiedelt. Papu erzählte und erzählte. Er
schien sehr viel zu wissen, deshalb versuchte ich es noch einmal: ich zeigte ihm meine
Münze und fragte ihn, ob er wisse, wo man heutzutage noch solche Ausleger-Segelboote
benutzt. Natürlich, sagte er, in der Lau-Gruppe und auf seiner Heimatinsel Kioa. Das war
natürlich die Sensation! Später ging ich in mein Zimmer und studierte meinen Reiseführer.
Die Lau-Gruppe besteht aus vielen, weit auseinander liegenden Inseln fernab im Südosten von
Fidschi. Die Insel Kioa war da schon viel besser zu erreichen, sie liegt bei der Insel Taveuni,
aber dort gab es keinerlei Infrastruktur für Tourismus, man brauchte eine private Einladung.
So einfach war das also nicht.
 |
Am nächsten Morgen wurde erst mal wieder getaucht. Wieder kamen andere Taucher dazu,
darunter auch ein Deutscher, der bei uns schlafen würde. In einer größeren Vertiefung
zwischen den Korallenfelsen entdeckten wir einen kleinen Hai, der aber sofort vor uns
floh. Auf dem zweiten Tauchgang entdeckte ich etwas abseits etwas Schwarzes am Boden.
Ich schwamm näher: es handelte sich um eine Muräne, die sich bei meiner Annäherung immer
weiter in ihre Höhle zurück zog. Die anderen hatten nichts gesehen und schwammen weiter,
aber schließlich bemerkten sie, dass ich fehlte und schauten sich um. Ich winkte, bis
sie umkehrten und sich ebenfalls die Muräne anschauten. Ich war sehr stolz, denn bis
dahin war es immer so gewesen, dass die anderen etwas entdeckt und mir gezeigt hatten,
nun war es endlich einmal umgekehrt! Wir schwammen weiter, und als dem ersten die Luft
knapp wurde, stiegen wir langsam auf. Wie immer legten wir noch einen kurzen
Sicherheitsstopp in fünf Meter Tiefe ein. Wir schwebten über etwas, was man nur mit
"Korallengarten" bezeichnen konnte. Weichkorallen in sämtlichen Farben wuchsen dort,
kleine bunte Fische schwammen um sie herum, es sah einfach paradiesisch aus. Was für
ein Jammer, dass ich dies nicht aufnehmen konnte!
|
Aber die Sensation des Tages wartete noch auf uns. Wir waren gerade an Land gestiegen
und gingen zurück zum Haus, da rief jemand "Manta, Manta!" Sofort rannten wir wieder
zurück. Irgend etwas großes schwamm draußen dicht unter der Wasseroberfläche.
Steve machte sein Tauchboot wieder klar, sein Sohn und ich sprangen mit hinein,
nach einer Minute waren wir vor Ort. Tatsächlich, ein riesiger
Manta-Rochen mit etwa drei Metern Spannweite schwamm dort hin und her. Neugierig
näherte er sich dem Boot, tauchte ab in die Tiefe und kam wieder nach oben. Vom Dach des
Bootes aus filmte und fotografierte ich abwechselnd, immer in der Hoffnung, dass meine
beiden defekten Geräte wenigstens zum Teil funktionierten. (Das obere Bild stammt aus
der Digitalkamera, das unter aus der Videokamera - nach aufwändiger Retuschierung der
Störstreifen.) Dann sprang Steve mit seinem Sohn ins Wasser und näherte sich dem Manta.
Dem im Grunde genommen harmlosen Pflanzenfresser war dies nicht geheuer, er tauchte ab
und verschwand. Ich war jedenfalls begeistert, so hatte ich zu guter Letzt auch noch mal
einen richtig großen Fisch gesehen!
Im Haus gab es ein kleines Problem: der Deutsche erzählte mir, er hätte ein Einzelzimmer
gebucht und sollte aber nun mein Zimmer mit mir teilen. Das wäre eigentlich kein Problem
für ihn, aber er hatte bereits in Deutschland für ein Einzelzimmer bezahlt und hätte eigentlich
nur gern die Differenz zum Doppelzimmer-Preis zurück. Kurz darauf nahm Steve mich beiseite.
Es täte ihm fürchterlich leid, aber sie hätten dem Deutschen ein Einzelzimmer verprochen
und mich versehentlich im selben Zimmer untergebracht. Er wollte mich deshalb zu einem
benachbarten Resort bringen. Ich beruhigte Steve, wir hätten schon darüber gesprochen, und
der Deutsche wollte nur etwas Geld zurück. So geschah es dann auch, und ich konnte in
meinem Zimmer bleiben.
Auf einer kleinen Nachbarinsel hatte ich einen Katamaran entdeckt. Steve war so nett und
erkundigte sich danach, aber es stellte sich heraus, dass sein Besitzer verreist war. Also
stand wieder ein langweiliger Nachmittag bevor. Irgendwo sollte ein Resort mit Bar sein,
der Deutsche wollte hingehen, und ich kam mit. Wir wanderten wieder am Strand entlang
und unterhielten uns über seine Arbeit (er war Übersetzer) und seine Übersetzungssoftware.
Schließlich gelangten wir zu einem Mangrovenwald, beobachteten die Schlammspringer und
beschlossen, wieder umzukehren. Der Weg war doch zu weit und zu beschwerlich. Am Abend
sprach ich noch einmal mit Papu. Ich erklärte ihm, dass ich Kioa nur besuchen könne, wenn
ich eine private Einladung hätte. Daraufhin schrieb er eine Adresse auf die Rückseite
einer Visitenkarte, dort könne ich wohnen, aber ich solle ihn anrufen, wenn ich dort bin.
Das versprach ich auch. Damit war dann aber auch klar, dass ich nicht weitere Tauchgänge
buchen, sondern morgen (Montag) nach Suva fahren würde. Schließlich hoffte ich auch, in
Suva einen Laden zu finden, wo meine Videokamera wieder in Gang gebracht werden kann.
Am nächsten Morgen musste ich früh aufstehen, um den Bus nach Suva zu erreichen. Ich
frühstückte schnell, dann brachte Steve mich zum Festland hinüber. Hier hatte er noch
ein zweites Büro, wo ich bezahlen sollte. Aber sein Kartenleser meldete immer nur,
dass es Probleme mit meiner Kreditkarte gab. Ich sagte, ich hätte keine Erklärung dafür,
und er könne ja Papu's Imprinter benutzen, das wollte er aber nicht. Ich konnte ihm also
nichts anderes als 400 US-Dollar in bar anbieten, die die verlangte Summe fast abdeckte.
Steve gab sich damit zufrieden, und ich bestieg das Taxi, das schon auf mich wartete.