Meine Südsee-Reise im Januar 2005
Ankunft in Fidschi
Fidschi empfing mich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte: heiß und
schwül. Aber wer schon einmal in Bangkok war, kennt das schon. Den gewohnten
Komfort beim Aussteigen gibt es hier nicht: in Handarbeit schoben zwei Männer
eine fahrbare Treppe vor die Luke, und dann gingen wir über das Rollfeld in
das klimatisierte Flughafengebäude, wo die Weihnachtsdekoration noch stand.
Schon hier lernte ich die Fidschis gleich von ihrer besten Seite
kennen: dort, wo die Fluggäste ankamen, stand eine
kleine Band und sang ein paar Lieder - mehrstimmig und mit vielen "Bula"-Rufen.
Bula ist das wichtigste Wort in Fidschi. Es wird "Mbula" ausgesprochen und
bedeutet "Hallo", "guten Tag" oder auch "Prost". Die wörtliche Übersetzung ist
"Leben", aber so wie ich die Fidschis kennengelernt habe, scheint mir
der Begriff "Lebensfreude" viel besser zu passen. Die Band trug übrigens
den traditionellen Wickelrock, den man im Südpazifik bei vielen Männern
sieht.
Da ich vieles noch später buchen wollte, war mir klar, dass ich auch viel
zu telefonieren haben würde. Gleich im Flughafengebäude steuerte ich einen
Telefonladen an. Dort gab es SIM-Karten für
1 FJD
pro Tag monatsweise zu mieten. Die Gesprächsgebühren wurden direkt von meiner VISA-Karte
abgebucht. Ich rechnete nicht lange, sondern nahm eine solche Karte für mein Handy.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich hinterher nie nachgerechnet
habe, ob es sich gelohnt hatte, also ob die Mietgebühr niedriger war als die
Differenz zwischen den Gesprächsgebühren und den Kosten, wenn ich über meine
deutsche SIM-Karte telefoniert hätte.
Anschließend ging ich noch zum Büro von Air Pacific, der Fluglinie von Fidschi, um meinen morgigen
Flug nach Vanuatu zu bestätigen. Dann nahm ich ein Taxi und ließ mich zum
nächsten Bargeldautomaten bringen, der meine Bankkarte anstandslos akzeptierte,
und anschließend zu meinem Resort. Es handelte sich
um das Horizon Beach
Backpackers Resort. Ich hatte es ausgesucht, weil es verkehrsgünstig
zwischen Nadi und dem Flughafen liegt, außerdem nahe dem Meer, also außerhalb
der reichlich unruhigen Stadt, und weil es einen preisgünstigen Raum mit Air
Condition für nur 40 FJD inklusive Frühstück
hatte. Nach zwei Nachtflügen wollte ich meine erste Nacht in den Tropen
wirklich nur mit allem Komfort verbringen! Obendrein gab es in dem Resort
ein Restaurant, ein Reisebüro und Internetzugang - besser kann man es kaum
haben.
Mein Zimmer war recht gemütlich: ein Doppelbett und ein Stockwerkbett boten
reichlich Platz, um meine Habseligkeiten auszubreiten. Toilette und Dusche
mit warmem Wasser hatten einen separaten Raum. Das Waschbecken war mit einer
alten hässlichen Kunststoffnaht abgedichtet, der Spiegel hatte einen Sprung,
aber sonst war alles sauber und OK - was will man für dieses Geld mehr
verlangen? Zuerst mal zog ich mich um: ich vertauschte mein Flanellhemd mit
einem T-Shirt, meine Jeans mit knielangen Hosen und meine Schuhe mit Sandalen,
dann war ich für das tropische Klima gerüstet. So kaputt ich auch war, jetzt
zu schlafen hielt ich für grundverkehrt. Außerdem war ich ja hier, um etwas
zu sehen und zu erleben. Also hinaus und etwas unternehmen! Zuerst jedoch
benutzte ich mein Handy, um bei Captain Cook Cruises anzurufen. Ich
hatte zwar das Geld für die Reise per Internet abbuchen lassen und eine
Quittung darüber bekommen, aber ich hatte noch keine Bestätigung, dass die
gebuchte Reise überhaupt stattfindet - schließlich war ja Nebensaison, und
falls ich der einzige Teilnehmer war, würde die Fahrt vielleicht ausfallen.
Man versicherte mir jedoch, dass alles in Ordnung ist, und ich war beruhigt.
Nadi (ausgespochen: "Nandi") ist eine Touristenstadt, die von den Besuchern lebt,
die zwischen dem nahe liegenden Flughafen und den vorgelagerten Inseln hin und
her reisen. Es gibt zahllose Läden, Banken, Hotels, Internet-Cafés, Reisebüros -
aber zum Anschauen findet man eigentlich nicht viel. Ich entschloss mich deshalb,
den Orchideengarten "Garden of the Sleeping Giant" zu besuchen, der einige
Kilometer nördlich liegt.
Taxis sind zwar nicht gerade teuer in Fidschi, aber ich hatte noch Zeit genug
und wollte Fidschi gleich hautnah erleben. Deshalb ging ich erst einmal zu Fuß
zur Hauptstraße. Das sind etwa drei Kilometer, auf denen man an vielen Feldern
und einigen Häusern vorbei kommt. Überall winkten die Menschen mir zu und
riefen "Bula" oder auch "how are you?". So sind die Fidschis! Zwei Jugendliche
wollten mich sogar zum Essen einladen, aber ich lehnte höflich ab, denn sonst
würde der Orchideengarten vielleicht geschlossen, bevor ich ankam.
An der Hauptstraße fand ich gleich eine Bushaltestelle, und ein Bus Richtung
Lautoka kam auch bald. Ich nannte dem Fahrer mein Ziel und nahm Platz. Es
war eng und unbequem, aber auch das kannte ich schon aus Thailand. Ich versuchte,
unsere Position mit der Karte in meinem "Lonely Planet" zu vergleichen, aber
es gelang mir nicht. Ich sah auch kein Schild, das zu dem Garten hinwies.
Schließlich kamen wir in Lautoka an. Der Busfahrer entschuldigte sich vielmals,
er hatte mich völlig vergessen... Nun ja, die
2 FJD
machten mich nicht arm, und der nächste Bus zurück Richtung Nadi fuhr auch bald.
Dieses Mal entdeckte ich den Wegweiser zum Orchideengarten, ich gab das Signal
zum Stoppen und stieg aus. Nun waren noch einmal drei Kilometer zu gehen.
Auffällig waren die kleinen Kirchen am Wegesrand: schmucklose Häuser, bei denen
nur das große Schild vor dem Eingang auf den sakralen Zweck hinwiesen. Und
die Auswahl war groß: Methodisten, Adventisten, Mormonen - bestimmt drei oder
vier verschiedene Kirchen sah ich, bis ich den Garten erreichte.
Ein breiter Weg führte in den Garten hinein und endete bei einigen Gebäuden.
Hier hatte ich ein paar Fidschi-Dollars zu bezahlen, dann begann ich den
Garten zu erforschen. Viele bequeme Wege - teilweise mit Holzfußboden -
führten kreuz und quer zwischen den Blumenbeeten
und den tropischen
Urwaldriesen hindurch. Für Botaniker sicherlich eine Fundgrube, während für
mich eher die rein optischen Leckerbissen zählten. Ich machte viele
Aufnahmen und war froh, für das Vogelgezwitscher auch mein gutes Mikrofon
mitgenommen zu haben. Ich musste nur den beiden anderen Touristen aus dem
Weg gehen, die sich fortwährend unterhielten.
Nach einem erfrischenden Glas Orangensaft mit Eiswürfeln - im Eintrittspreis
inbegriffen - machte ich mich auf den Rückweg. Nach kurzer Zeit stoppte ein
Auto, in dem just die beiden besagten Touristen saßen. Ihr Fahrer lud mich
ein, nach Nadi mitzukommen, was ich gern tat. Auf der Hauptstraße stoppte
der Fahrer und zeigte uns den hinter uns liegenden Höhenrücken.
Er sah aus wie ein schlafender Riese: rechts die Füße, dann der Bauch, und links
kann man mit etwas Fantasie das Profil eines Gesichts erkennen. Daher hatte der
Garten also seinen Namen. Das Auto fuhr zu einem Hotel in der Nähe meines
Resorts, den Rest ging ich wieder zu Fuß.
Wegen dieser schnellen Rückfahrt war noch einige Zeit bis zum Einbruch der
Dunkelheit. Ich ging deshalb nicht direkt zum Resort zurück, sondern machte
einen Umweg über den Strand. Besonders schön war er nicht. Einige Schilder
verboten strengstens das Autofahren über den Strand, aber Spuren von Autoreifen
zeigten, dass das manche Leute nicht allzu ernst nahmen. Einige Fidschis
badeten oder lagerten im Sand. Hier lernte ich eine weitere Eigenheit der
Fidschis kennen: sie lassen sich gern fotografieren.
Vermutlich weil ich mein Stativ mit mir trug, wurde ich zweimal gebeten, Gruppenfotos
zu machen. Auf dem Display meiner Digitalkamera zeigte ich den Leuten das Resultat.
Sie freuten sich sehr - und das war's! Ich hatte fest damit gerechnet, dass
sie mich bitten würden, ihnen die Aufnahme zu schicken, aber das war überhaupt
nicht der Fall. Sie wollen einfach nur fotografiert werden, weiter nichts.
Als ich im Resort ankam, hatte ich nun reichlich Hunger nach den langen
Fußwegen. Ich hatte vorher schon die überreichliche Speisekarte des
Restaurants studiert und bewundert: da gab es amerikanisches
Essen (Hot Dogs und Hamburger), italienisches Essen (Pizzas und Nudeln),
chinesisches Essen und einheimisches Essen - also für jeden Geschmack
etwas. Nur leider ausgerechnet heute blieb die Küche kalt, denn zu
Silvester gab es etwas ganz Besonderes: Essen aus dem "Lovo", dem
traditionellen Erd-Ofen. Dazu wird eine flache Grube ausgehoben und zum
Teil mit glühender Holzkohle gefüllt. Das Essen wird in Bananenblätter
und Geflecht aus Cocosblättern gewickelt (heutzutage nimmt man auch
Alufolie) und auf die Kohle gelegt. Dann wird alles mit Erde zugedeckt,
und nach zwei Stunden ist das Essen fertig. Es gab Fisch, verschiedene
Sorten Fleisch, spinat-ähnliches Gemüse und Süßkartoffeln. Jeder durfte
sich so viel nehmen, wie er wollte. Das Essen schmeckte ziemlich
verräuchert, aber abgesehen davon recht lecker, nur die Süßkartoffeln
waren überhaupt nicht mein Fall.
Inzwischen war es dunkel geworden, was in den Tropen so schnell geht,
dass ich mich nie daran gewöhnen konnte. Mein Schlafmangel war inzwischen
nicht mehr zu ignorieren. Mir war jetzt auch völlig egal, dass heute
Silvester war - um 22 Uhr lag ich im Bett. Offensichtlich passierte
um Mitternacht auch nichts Besonderes, jedenfalls hat mich kein Lärm
geweckt.
Am nächsten Morgen frühstückte ich auf der überdachten Terasse des Resorts.
Vier Scheiben Toastbrot mit Butter und Marmelade sowie Kaffee oder Tee
sind hier im Preis für die Übernachtung inbegriffen. Zwar gab es (wie fast
überall in Fidschi) nur Nescafé, was für meinen Geschmack nicht gerade ein
Hochgenuss ist, aber erfreulicherweise gab es echte Kondensmilch. Im
Gegensatz zu Thailand, wo selbst in besseren Hotels Nescafé und Milchpulver
zu einer ekligen braunen Brühe aufgegossen werden, gibt es in Fidschi eine
richtige Milchwirtschaft.
Das kostenlose Frühstück, die verlockende Speisekarte des Restaurants und
vor allem das hinreißend herzliche Personal veranlasste mich, gleich noch
weitere Übernachtungen im Horizon Beach Backpackers Resort zu buchen: die
zwei Nächte vor der Segelsafari, die Nacht vor dem Flug nach Samoa sowie die
letzte Nacht vor meiner Rückreise nach Deutschland.