Wieder hieß es früh aufstehen, frühstücken und bezahlen, denn um 8:00 stand der
gelbe Bus von
Awesome Adventures vor der Tür. Die Fahrt zum Hafen war kostenlos, musste
aber vorher bestellt werden. Der Bus fuhr noch einige andere Resorts an und
sammelte Fahrgäste, dann ging es an Nadi vorbei auf die Halbinsel Denarau, die
sich komplett in Privatbesitz befindet und mit einer immer noch wachsenden
Anzahl von Nobelhotels und Luxusresorts ausgestattet ist, zwischen denen sich
eine erstklassige 18-Loch-Golfanlage erstreckt. Schließlich ereichten wir den
Hafen mit einer kleinen Anlegestelle, vor der sich eine Tankstelle, ein Restaurant
und ein aufgeständertes Schutzdach befanden. Dort war eine Theke aufgestellt,
wo wir uns - so hatte der Busfahrer uns erklärt - anmelden mussten, um eine
Boarding-Karte zu erhalten. Neben dem Steg wartete schon der "Yasawa Flyer" auf uns, ein knallgelber Katamaran mit blauen
Beschriftungen. Ebenso blau-gelb war auch die Besatzung angezogen, die unser
Gepäck an Bord brachte, danach gaben wir der Reihe nach unsere Boarding-Karten
einem Kontrolleur und stiegen auf das Schiff. Schließlich ging die Fahrt los.
Der größte Raum lag unter Deck, dort gab es auch Toiletten und eine Bar. Von hier
aus konnte man durch eine Luke auf das Vorderdeck klettern. Über diesem Raum
befand sich der Führerstand, der mit sämtlichen modernen Navigationsinstrumenten
ausgestattet war. Der Kapitän steuerte nicht mit einem Rad, sondern mit einem
kleinen Steuerknüppel. In diesem kleinen, angenehm klimatisierten Raum standen
den Fahrgästen auch einige bequeme Sitze zur Verfügung. Etwas größer war das
dahinter liegende Sonnendeck.
Die Fahrt ging mit vollen 23 Knoten von Insel zu Insel,
zuerst durch die Mamanuca-Gruppe und dann durch die Yasawa-Gruppe. Gleich die
erste Insel, "South Sea Island" genannt, gehörte zu den kleinsten: wenige hundert
Meter im Durchmesser, weißer Strand, Palmen und Gastronomie - und ein Katamaran!
Diese Insel sollte angeblich eine Party-Insel im Ballermann-Stil sein, aber egal:
wenn ich Zeit hätte, könnte ich hier ja vielleicht noch einen Tag segeln. Bei
jeder Insel stoppte der "Yasawa Flyer", und Motorboote kamen längsseits, die Gäste
von der Insel ablieferten und neue Gäste mitnahmen. Der Kapitän sagte mehrmals den
Namen der Insel oder der Resorts durch, aussteigende Passagiere wurden auf einer
Liste abgehakt, und neue Passagiere wurden registriert. Dem Kapitän wurde meistens
schon über Funk mitgeteilt, wie viele neue Gäste an Bord kommen würde. Alles war
absolut professionell und perfekt organisiert, wenn auch das Umsteigen in die
kleinen Boote immer ein wenig abenteuerlich war. Zum Glück war das Wetter ruhig,
aber während der Fahrt kam der "Yasawa Flyer" wegen seiner hohen Geschwindigkeit
machmal doch heftig ins Schaukeln, sodass der Kapitän Mühe hatte, seine große
Kaffeetasse zu balancieren.
Die ersten Inseln waren sehr flache Koralleninseln,
die Inseln der Yasawa-Gruppe verrieten jedoch durch ihre
alten, verwitterten Lava-Kegel eindeutig den vulkanischen Ursprung.
Ich saß meistens hinter dem Kapitän, weil ich von hier oben den besten Ausblick
hatte. Nur die Musik langweilte erheblich: ein Mann mit Roger Whittaker-Stimme
besang bei primitiver Synthesizer-Begleitung die Schönheit der Südsee-Inseln,
wobei sämtliche billigen Klischees bedient wurden, und dieses eine Thema schien
sich durch sämtliche Lieder einer ganzen CD zu ziehen. Zum Filmen ging ich auch
einmal auf andere Bereiche des Schiffes, und dabei geschah es auf dem Vorderdeck,
dass der Fahrtwind mir meine Schirmmütze vom Kopf riss - auf und davon! Das war
natürlich äußerst ärgerlich, denn dieser Schutz vor den Sonnenstrahlen war sehr
wichtig für mich, und auf den Inseln würde ich garantiert keinen Laden finden,
wo ich Ersatz beschaffen könnte. Die Folge war, dass ich später unter freiem
Himmel oft die Badekappe trug, die ich eigentlich nur zum Schnorcheln gekauft
hatte. Das sah zwar ziemlich lächerlich aus, aber immer noch besser als ein
Sonnenbrand.
Nach ein paar Stunden Fahrt kam dann endlich mein Ziel in Sicht:
die "Spirit of the Pacific"! Nun wurde es
spannend: mit wievielen und mit was für Leuten würde ich nun die nächsten
Tage verbringen? Während der "Yasawa Flyer" seine Tour fortsetzte, fuhren
außer mir lediglich vier Ausländer in einem kleinen Boot zu dem Segelschiff
hinüber, alle etwa Mitte 20 und auf den ersten Blick nicht unsympathisch:
Debbie und Andrew als einziges Pärchen sowie Jacinta und Stuart, allesamt
Australier. Pech für mich, dass ich es mal wieder nur mit Muttersprachlern
zu tun hatte, also mit den üblichen Verständigungsschwierigkeiten, aber
Hauptsache, es ging los! Ich erzählte von meinen Befürchtungen, dass die
Segelsafari mangels Teilnehmer vielleicht abgesagt werden konnte, und Jacinta
meinte, genau diese Befürchtung hätte sie auch gehabt.
Kaum an Bord, wurden erst einmal Flossen und Taucherbrillen verteilt (ich
nahm natürlich meine eigenen), denn nach kurzer Fahrt mit der "Spirit" sollte
geschnorchelt werden. Das Beiboot fuhr uns zwischen die Korallenbänke, wo
es viele kleine bunte Fische zu sehen gab. Bemerkenswert fand ich die blauen
Seesterne, ich hatte bis dahin gar nicht gewusst, dass es Seesterne in dieser
Farbe gibt. Zurück an Bord, ging es dann zu der kleinen Insel Drawaqa ("Ndrawanga"
ausgesprochen), die südlich der großen Insel Naviti liegt und "Barfoot Island"
getauft worden war.