Meine Südsee-Reise im Januar 2005
Samoa: Der Wasserfall Sopoaga
Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen. Bei Greenturtes hatte ich nur eine
Nacht bezahlt, also bezahlte ich weitere 90 WST für eine Nacht und drei Mahlzeiten.
Dann wurde ich hinüber zum Festland gebracht (das ja eigentlich auch nur eine Insel
ist).
Ich hatte geraume Zeit auf den nächsten Bus zu warten, aber Zeit ist etwas, was
auf Samoa nicht kostbar sein darf. Ich fuhr auch nur eine relativ kurze Strecke
(etwa 25 Kilometer) bis zu meinem nächsten Ziel: der Wasserfall Sopoaga ("Sopoanga"
ausgesprochen). Ich hatte ein Bild davon in meinem Reiseführer gesehen, das mich
sehr beeindruckt hatte, ich musste ihn einfach mit eigenen Augen sehen.
Der Eingang lag nur ein paar Schritte von der Straße weg. Ich betrat einen Garten,
der eine samoanische Eigenheit zeigte: ein Grabmal.
In Samoa ist es weit verbreitet, seine Familienangehörigen im Vorgarten zu bestatten,
teilweise in sehr opulenten Grabstätten. Ein kleines Schild wies mich darauf hin,
dass der Eintritt 3 WST kostet. Auf Samoa befindet sich offenbar
sämtliches Land in Privatbesitz, und wer das Glück hat, auf solch bequeme Weise
Geld zu verdienen, nutzt das natürlich aus.
Nach ein paar weiteren Schritten sah ich ihn dann vor mir: den Wasserfall Sopoaga. Über 60 m tief fällt er in eine tiefe
Schlucht, malerisch umrahmt vom tropischen Regenwald - man denkt, man sieht ein
Stück aus dem Paradies vor sich, fast zum Greifen nah. Ausgiebig genoss ich den
Anblick, fotografierte und filmte. Zwischendurch ließ sich auch der Gartenbesitzer
blicken. Ich nutzte die Gelegenheit, um das Eintrittsgeld zu zahlen. Schließlich
ging ich wieder zur Straße und wartete auf den nächsten Bus.
Nach etwa einer Stunde kam endlich ein Bus vorbei, der mich nach Apia brachte.
Ich wollte nun nach Savai'i fahren. Nach allem, was ich gehört hatte, fuhren viel
mehr Busse vom Wasserfall nach Apia und von Apia zur Westküste als den direkten
Weg an der Südküste entlang vom Wasserfall zur Westküste. In Apia musste ich mich
wieder durchfragen, bis ich im richtigen Bus saß. Es dauerte über eine Stunde, bis
er endlich losfuhr. Dachte ich jedenfalls. Der Bus fuhr jedoch nur ein paar
Straßen weiter zu einem anderen, kleineren Busbahnhof. Er wartete dort ein paar
Minuten, einige Leute stiegen ein, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Nach
wenigen Minuten erreichten wir - - - den großen Busbahnhof, wo wir gestartet waren!
Wieder stiegen Fahrgäste zu, und dann begann das Spiel von neuem. Wir pendelten
fünf Mal zwischen den beiden Busbahnhöfen hin und her, ich kannte die Strecke
inzwischen auswenig, da bog er an der einen Ampel nicht mehr links ab, sondern
fuhr geradeaus weiter - endlich!
Schließlich kam der internationale Flughafen in Sicht und wenig später auch der
Anleger für die Fähre, die dreimal täglich zwischen Upolu und Savai'i pendelte.
Bis zur Abfahrt hatte ich noch eine Stunde Zeit. Ich wechselte ein paar Reisechecks
in einer winzigen Bank und kaufte an einem Kiosk etwas zu essen und zu trinken.
Während ich aß, beobachtete ich Leute, die einen öffentlichen Fernsprecher
benutzten. Da mein Handy aus unbekannten Ursachen auch auf Samoa nicht funktionierte,
beschloss ich, ebenfalls diesen Fernsprecher zu benutzen. Ich ließ mir erklären,
dass ich dafür eine Telefonkarte bräuchte, die ich ebenfalls in dem Kiosk kaufen
könne. Ich tat dies und rief ein Resort an der Nordküste an. Zu diesem Resort
gehörte nämlich ein kleiner Tauchladen namens "Dive and Fly Samoa". Ich hatte
bereits in Deutschland versucht, per E-Mail mit ihnen Kontakt aufzunehmen, hatte
aber noch keine Antwort bekommen. Der Besitzer, ein Deutscher, besaß nämlich ein
kleines Flugzeug, und ich wollte ihn fragen, ob er mich damit an der Südküste
abholen könnte. Eine Frau meldete sich am anderen Ende der Leitung, die den
Deutschen recht schnell herbei holte. Schön, nach fast zwei Wochen mal wieder
deutsch zu reden! Aber was er mir zu sagen hatte, war weniger schön: im Jahr
zuvor hatte ein tropischer Wirbelsturm sein Flugzeug zerstört. Er hatte zwar
sein Möglichstes getan, um es zu sichern, aber gegen Cocosnüsse, die fast wie
Kanonenkugeln herumflogen, war er machtlos gewesen. Jammerschade! Ich bat ihn,
für mich in den nächsten Tagen eine Fale zu reservieren, dann ging ich zum
Schiff, das inzwischen eingetroffen war und von seinen Fahrgästen verlassen
wurde.
Die Überfahrt auf der "Lady Samoa" dauerte
etwa 90 Minuten und kostete 9 WST. Es handelte sich um eine sehr
einfach ausgestattete Fähre, die aber mit ihren großen Bug- und Heckklappen
das bequeme Hinein- und Herausfahren mit vielen Autos zuließ. Alle Autos
mussten übrigens von unten gewaschen werden, dafür gab es extra eine
Waschanlage. Der Grund war, dass es auf Upolu eine Schädlingsart gab,
die sich noch nicht bis Savai'i hatte verbreiten können, um man wollte
verhindern, dass sie auf der Unterseite von Autos als Blinde Passagiere
eingeschleppt wurden.