Meine Südsee-Reise im Januar 2005

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Vanuatu: Auf dem Vulkan

   
Am späten Nachmittag war es dann so weit: die Besichtigung des Vulkans stand bevor. Die flachen Südsee-Inseln sind meist durch Korallenwachstum entstanden, die bergigen durch Vulkantätigkeit. Für die Inseln von Vanuatu gilt überwiegend letzteres. Sie erstrecken sich ziemlich genau entlang der Grenze zwischen der australischen und der pazifischen Kontinentalplatte, und solche Grenzen sind immer Gebiete von Vulkanismus. In Vanuatu findet man mehrere aktive Vulkane, aber der Vulkan Mt. Yasur auf Tanna gilt als der am leichtesten besteigbare aktive Vulkan der Welt, er gehört mit seinen ca. 360 m auch zu den kleinsten.

Kelson sagte mir, ich solle bis zu der nahe gelegenen großen Kreuzung gehen, dort würde mein Führer auf mich warten. Es handelte sich um einen 16-jährigen Jungen namens Mikel. Wir marschierten etwa eine gute halbe Stunde bergauf durch den tropischen Regenwald, vorbei an Palmen und Riesenfarnen und mit dem Lärm der Zikaden im Ohr, dann ließen wir die Pflanzenwelt hinter uns. Der Boden war jetzt nackt und mit vielen Gesteinsbrocken übersät, die der Vulkan irgendwann einmal ausgespieen haben musste. Mikel zeigte mir ein kleines Loch in einer niedrigen Böschung am Wegesrand: hier traten übel riechende Gase aus. An anderen Stellen stiegen weiße Dampffahnen vom Boden auf, aber das alles schien nicht weiter dramatisch zu sein, jedenfalls ging Mikel immer nur barfuß. Schließlich endete der Weg an einer Ebene, wo mit Hilfe von ausgelegten Gesteinsbrocken ein großer Parkplatz angelegt worden war. Mikel erklärte mir, dass hier vor kurzem eine Folge der Survival-Reality-Show Survivor des amerikanischen Senders CBS gedreht worden war, normalerweise kommen hier nicht so viele Autos her. Von hier aus führte ein schmaler Trampelpfad hinauf zum Krater.

   
   
Das Donnern des Vulkans
Oben stellte ich fest, dass es sich nicht nur um einen Krater handelte, sondern gleich um zwei. Vom Kraterrand ging es erst einmal steil hinunter und dann relativ flach auf den Schlot zu, wir standen also vielleicht 50 m vom Schlot entfernt weit über dem Rand des Schlotes - da waren wir sicher. Der Passatwind kam von hinten und trieb alle Rauchwolken von uns weg. Der hintere Krater war selten aktiv, aber der vordere stieß alle paar Minuten unter lautem Donnern riesige Rauchwolken aus. Klatschende Geräusche verrieten, dass immer Lava nach oben geschleudert wurde und in den Schlot zurück fiel, aber nur hin und wieder flog die Lava so hoch, das wir sie auch sehen konnten. Und manchmal gab es so gewaltige Ausbrüche, dass es schon fast einem Feuerwerk gleich kam, und dann flogen einige Lavabrocken sogar über den Rand des Schlotes hinaus und blieben unterhalb des Kraterrandes liegen. Es war schon ein äußerst beeindruckendes Schauspiel, das dort die Natur vor unseren Augen vollführte!

Im Laufe der Zeit kamen nach und nach noch mehr Touristen mit ihren Führern zu uns hinauf gestiegen. Irgendwie machten die anderen Führer einen professionelleren Eindruck: sie hatten Schuhe an und trugen Handlampen bei sich. Mikel war zwar ein netter Kerl, der mir viel gezeigt und erklärt hatte, aber er hatte mich auch nicht gewarnt, als ich einen kopfgroßen Lavabrocken aufhob und angesichts seines leichten Gewichts ein paar Mal in die Luft warf und wieder auffing. Ehe ich es mich versah, waren ein paar kleine blutende Wunden an der rechten Hand entstanden, denn der mit Blasen übersäte Brocken hatte auch ein paar kleine scharfe Spitzen. Mikel hatte sich zwar entschuldigt, aber er hätte mich ja auch vorher warnen können.

   
Zuletzt standen vielleicht 15 Touristen nebeneinander am Kraterrand, schauten hinunter und fotografierten. Auch die Franzosen von heute morgen waren dabei. Zweimal gab es kurze Regenschauer, aber ich hatte nach meinem Motto "lieber zu viel Ausrüstung als zu wenig" auch meinen Schirm mitgenommen, um mich und vor allem meine Kamera zu schützen. Wir alle warteten auf die Dunkelheit, denn der Vulkan hatte zwei Gesichter: bei Tageslicht sah man die Rauchwolken am besten und in der Nacht die Lava. Und wir wurden nicht enttäuscht, es gab jede Menge Feuerwerk. Nachdem es richtig dunkel geworden war, begann plötzlich Nebel aufzuziehen. Die anderen Touristen nahmen dies zum Anlass, zu ihren Autos hinabzusteigen. Ich hatte aber noch 10 Minuten Band auf der Cassette, die wollte ich noch aufnehmen. Und das war gut so, denn jetzt kam noch eine der größten Eruptionen des Abends! Der Nebel wurde allmählich dichter, und Mikel schien langsam nervös zu werden. War es der Nebel oder die Dunkelheit? Er drängte mich mehrmals, aufzubrechen. Schließlich gab ich nach, auch wenn die Cassette noch nicht voll war. Ich packte meine Sachen zusammen, und Mikel fragte mich, ob ich eine Taschenlampe hätte. "Klasse Führer", dachte ich bei mir. Aber ja, ich hatte wie immer meine winzige Lampe in der Größe meines kleinen Fingers dabei. Mit ihrer Hilfe fand Mikel den Weg durch Dunkelheit und Nebel zurück zum Parkplatz, dort war die Sicht wieder klarer. Und da stand noch ein Geländewagen, in dem wir gerade noch Platz fanden. Dieser brachte uns zu der Kreuzung zurück, wo wir gestartet waren - stark schaukelnd auf dem schlechten Weg, aber doch viel schneller als zu Fuß. Der Wagen gehörte einem der Parkwächter, die das Gelände um den Vulkan betreuen. So konnte ich gleich noch die Besichtigungsgebühr von 2000 VUV entrichten.

Im Resort wartete schon das Abendessen auf mich. Der Vulkan blieb jedoch präsent, sein Donnern aus der Ferne kannte keine Tageszeiten. Das Licht aus seinen Schloten hüllte hoch oben die Wolken in ein rotes Glühen. Schon 1774 hatte der Lichtschein des Mt. Yasur den Entdecker James Cook angelockt wie ein natürlicher Leuchtturm.


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